Göttliche Zoologie

oder:

Ein Gott, der für uns sorgt !

Bibelstellen: Matthäus 10. 29 - 31, Sprüche 30. 24 - 25, Johannes 10, 11
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Gott gibt sich viel Mühe uns klar zu machen, dass er es gut mit uns meint und dass dazu sein freundliches Sorgen für uns ebenso gehört wie die Voraussetzungen die wir erfüllen müssen, damit er alles geben kann, was er an Gutem mit uns vor hat. Und natürlich will er auch klar und unmissverständlich uns seine Erwartungen mitteilen. Die Schwierigkeit für Gott, sich uns mitzuteilen, besteht darin, dass er himmlische, göttliche Dinge in menschlicher Sprache mitteilen muss. Denn Gottes Wollen und Denken sind so viel höher und anders als unser Denken und Wollen. Gott selbst sagt dazu:

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege... sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken höher als eure Gedanken. (Jesaja 55,8)

Deshalb braucht die Bibel oft Bilder hier aus unserem Leben, aus unserem Alltag, um uns göttliches Handeln besser verständlich zu machen. Dabei müssen wir bedenken, dass jedes Bild immer nur einen Teil des Ganzen zeigt. So wie bei einem Mosaikbild die Steine ganz unterschiedlich sein können und müssen und doch notwendig sind, um ein komplexes Bild darzustellen, so ist es auch bei den biblischen Beispielen. Heute wollen wir uns einmal drei solcher Bilder vor Augen führen lassen und sehen, was Gott uns damit ganz persönlich sagen will. Es sind drei Bilder aus dem Tierreich, aus der Zoologie. Es soll also heute eine kleine göttliche Zoologiestunde werden.

Das 1. Bild
finden wir im Matthäus Evangelium, Kapitel 10, Verse 29 und 31:

Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater.... Darum fürchtet euch nicht, ihr seid besser als viele Sperlinge.
und bei Lukas 12, Verse 6 und 7 lesen wir:
Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott deren nicht einer vergessen. ... Darum fürchtet euch nicht; denn ihr seid mehr denn viele Sperlinge.

Der Sperling, bei uns besser bekannt unter der Bezeichnung 'Spatz', ist ein Vogel, der keinesfalls selten ist. Man findet ihn in fast allen Ländern Europas und darüber hinaus wie auch in Israel oft geradezu in Massen. Experten haben hochgerechnet, dass es in Deutschland 10 Millionen! Spatzenpaare geben soll.

Wir haben einige Jahre auf Sardinien, einer italienischen Insel im Mittelmeer, Urlaub gemacht. In dem heißen Land gibt es wegen des Wassermangels wenig große Bäume. An manchen Stellen findet man aber einzelne. An einem Marktplatz in einem kleinen Ort an der Küste fanden wir einige solch schöner großer Bäume. Zu bestimmten Zeiten fanden sich hier die Spatzen ein. Es war eine kaum zu schätzende Zahl. Man hatte den Eindruck, dass mindestens soviel Vögel im Baum waren, wie dieser Blätter hatte. Wer nicht weiß, was sorglose Lebensfreude ist, der muss sich das Spatzenkonzert anhören. Ohne aufzuhören zwitscherte und lärmte es, es war ein Rufen und Antworten, ein Kommen und Gehen, ein Begrüßen und Drängeln, einfach: Leben. Aber alles ohne Konzept, Plan und Organisation. Wenn jemand sorglos in den Tag hineinlebt, dann diese Vögel. Sie haben kein festes Haus, sammeln keine Vorräte und doch werden sie versorgt. Im Matthäus Evangelium heißt es Kapitel 6, 26:

Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater nährt sie doch.

Dabei ist gerade der Sperling einer der einfachsten Vögel und damit ein wenig wertvolles Tier. Er hat nur ein schmuckloses Federkleid. Seine Stimme ist nicht gerade ein Gesang den man gerne hört und selten ist dieses Tier auch nicht gerade, wie wir schon erwähnt haben. Und außerdem gilt er als ziemlich frech und dreist und einen ökologischen Nutzen stellt er auch nicht dar. Im Gegenteil, ein oft nicht unerheblicher Teil der Ernte fällt ihm zum Opfer. So war er bei den Israeliten zwar auch ein Opfertier, aber das Geringste.

Ein Sperling, so hören wir, kostete weniger als einen Pfennig, was die kleinste Münzeinheit war. Kaufte man mehrere, wurde der Preis geringer: 'Im Dutzend billiger'! Und gerade von diesem kleinen, nutzlosen Vogel sagt Gott: Keiner fällt ohne des Vaters Willen zur Erde. Alle werden von ihm versorgt, keiner ist von dem großen Gott vergessen. Und dann folgt daraus die Anwendung für uns: Ihr seid besser als viele Sperlinge! Das heißt doch: Wenn Gott schon für diesen nutz- und wertlosen Vogel sorgt und jeden einzelnen kennt, wie viel mehr sorgt er dann für uns, die wir Gottes Kinder heißen, Freunde und Brüder Jesu, Gottes Geliebte sind, die er nach seinem Ebenbild geschaffen hat!

Freut euch in dem Herrn, sorget nichts, sondern alle eure Sorge werft auf ihn,
Jesus, denn er sorgt für euch,

so sagt es Gottes Wort im Philipper - und 1. Petrusbrief 5,7. Christen sollten besonders wissen, was Lebensfreude heißt! Natürlich soll uns das nicht zu einem leichtsinnigen Leben verleiten. Natürlich müssen wir uns um die Dinge des Lebens kümmern, aber ohne uns zu 'zersorgen'. Die beste 'Sorge' die wir für unsere Probleme haben können, ist die, dass wir sie dem Herrn im Gebet bringen und dann wieder fröhlich unseren Weg gehen. Das Beispiel sagt uns auch, dass uns nichts geschieht, was Gott nicht weiß. Es sagt uns auch, dass niemand von ihm vergessen ist, so wenig wie es ein geringer Spatz ist. Dass deren einer trotzdem zu Boden fallen kann, wie es im Wort Gottes heißt, sagt uns, dass wir nicht immer um alle Schwierigkeiten herum geführt werden, aber das uns keine Schwierigkeit befällt, die wir nicht bewältigen können, wenn wir fest im Glauben stehen. Und in guten Tagen duldet es Gott nicht nur, dass wir uns freuen und auch einmal richtig fröhlich feiern und glücklich sind, sondern er fordert uns geradezu dazu auf:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich euch: Freuet euch! 
(Philipper, Kapitel 4, Vers 4)

Wie viel haben wir Christen da noch zu lernen! Hat doch Jesus sein Blut dafür vergossen, dass wir Leben und volle Genüge haben sollen. (Johannes 10, 10) Auch im Leben eines Sperlings gibt es gute und schlechte Zeiten. Zeiten, wo er durchhalten muss in Trockenheit und Kälte und bei wenig Nahrung. Das mutet Gott auch uns zu. Die Israeliten haben das erfahren, als sie als Sklaven in Ägypten waren. Die lieben deutschen Aussiedler aus Russland haben es erfahren in den schweren Jahren unter den Sowjets. Aber zu seiner Zeit erhört Gott auch unser Flehen. Er hat sein Volk aus Ägypten geführt und hat auch aus der kommunistischen Gewalt befreit. Und oft genug hat er uns aus Bindungen und Trübsal wieder hineingeführt in die göttliche Freude.

Das 2. Bild
finden wir in den Sprüchen 30, 24 und 25 und Sprüche 6. 6 - 8. Dort heißt es:

Sie sind die Kleinsten auf Erden und doch klüger als die Weisen: die Ameisen, ein schwaches Volk, dennoch schaffen sie im Sommer ihre Speise.
Und weiter:
Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr! Wenn sie auch keinen Fürsten noch Hauptmann noch Herrn hat, so bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte.

Diese Verse mögen uns jetzt vielleicht erstaunen. Stehen sie doch scheinbar im Gegensatz zu dem, was wir gerade gehört haben, wo von sorg- und planloser Lebensweise die Rede war! Aber wir erinnern uns an das Beispiel der Mosaiksteine. So wie es dort schwarze und weiße Steine geben mag, also richtige Gegensätze, die erst den ganzen Sinn des Bildes richtig darstellen können, so ist es auch bei unseren biblischen Bildern. Erst im Gegensatz bekommen oft Worte Gottes ihren ganzen Sinn.

Ganz anders als bei den Sperlingen geht es bei den Ameisen zu. Fast überall wo es trockenen Boden gibt, findet man auch die bekannten Ameisenhaufen. Diese Tiere sind auf der ganzen Erde verbreitet. Wenn man sich etwas Zeit nimmt und diese Haufen beobachtet, stellt man bald fest, dass hier eine rege, emsige, unablässige Geschäftigkeit herrscht. Auf langen 'Straßen' sieht man ein hektisches Treiben, ein Hin und Her, man betastet sich , verständigt sich. Da schleppt eine etwas heran, sofort sind mehrere Ameisen an dem Transport beteiligt! Das geht aber nicht wie bei den Spatzen ziel- und planlos vor sich, sondern offensichtlich nach Plan und mit einem Ziel. Man merkt bald, dass hier eine Organisation dahinter steht. Hier wird nicht nur hin und her gerannt, sondern planvoll gearbeitet ! Alle arbeiten auf das eine Ziel hin. In einem naturwissenschaftlichen Magazin las ich folgendes über Ameisen: Die Insekten handeln selbstlos, sie handeln immer berechenbar und zu Gunsten der Allgemeinheit. Deshalb gibt es bei ihnen nie Schwierigkeiten auf ihren Wegen.

Wir kennen das in der Gemeinde ja auch, dass alle an einem Strick ziehen, aber manchmal in die entgegengesetzte Richtung, und das ist dann gar nicht gut! Tatsächlich sprechen die Zoologen von einem 'Ameisenstaat', zu dem Hunderte bis zu mehreren Tausend Tiere gehören können. Es gibt wirklich eine richtige Organisation: Arbeiterinnen, Soldaten und Sklaven unterscheidet man. Auch eine Königin gibt es, die aber praktisch nichts anordnet, sondern nur mit dem Nachwuchs beschäftigt ist. Die arbeitenden Ameisen scheinen instinktiv zu wissen, was sie zu tun haben.

Alle ihre Arbeit ist darauf ausgerichtet, dass es allen gut geht! Sie sammeln und sorgen, dass sie allezeit Speise haben. Wir lernen daraus: weil viele fleißig arbeiten, geht es allen gut. Aber die vielen fleißigen Arbeiter arbeiten nicht vornehmlich für sich, sondern für das Gemeinwesen. Wie schön, wenn das auch in der Gemeinde so ist! Es ist ein faszinierendes Prinzip. Es bedeutet letztlich, die einzelne Ameise arbeitet nicht für sich, sondern für die Hundert oder Tausend anderen. Für uns, die Gemeinde, würde das bedeuten, ich arbeite jetzt für 99 und dann alle 99 für mich. Und das trifft natürlich für jeden zu. Muss es da nicht allen gut gehen?

Gott will, dass Christen in jeder Beziehung fleißige Menschen sind. Sie sorgen sich nicht um ihre Speise und über das, was sie zum Leben nötig haben, aber sie arbeiten dafür! Die Bibel sagt auch, dass der zu verachten ist, der nicht gut für seine Angehörigen sorgt. (1. Timotheusbrief, Kapitel 5, Vers 8) Es muss wirklich etwas geleistet werden. Hier im Westen hört man oft Kritik an der sogenannten Leistungsgesellschaft. Diese ist sicher auch berechtigt, wenn die Leistung nicht dem Wohle vieler, sondern nur der Ehre und dem Reichtum einzelner dient. Aber Leistung ist nicht nur im natürlichen Leben wichtig, sondern auch im Reich Gottes. Warum haben die ersten Christen solch einen enormen Erfolg in der Verbreitung des Evangeliums gehabt? Neben manchen anderen Gründen sicherlich auch deshalb, weil sie Ameisen-fleißig waren. Paulus sagt von sich:

Ich habe viel mehr gearbeitet, als sie alle. (1 Korinther 15, 10)

Und der Herr Jesus war von aller Arbeit an den Menschen offensichtlich so ermüdet, dass er selbst bei dem Sturm auf dem Meere im Boot schlief. Und als die Jünger ihm die Kinder fernhalten wollten, wahrscheinlich weil er sehr ermattet war, sagt er: Lasset die Kinder zu mir kommen. Und er kümmert sich um sie. Die Arbeit für die Geringsten war ihm nicht zu viel! Das Reich Gottes wird nur gebaut, wenn auch gearbeitet wird! Fleißig gearbeitet wird. In einer Gemeinde sollte jeder wissen, was er zum Wohle aller zu tun hat. Auch wenn nicht dauernd Anweisungen gegeben werden und Aufforderungen nicht immer wieder ergehen, wie es leider oft nötig ist. Der Herr Jesus bedauert schon:

Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. (Matthäus 9,37)

Viele sind fleißig und arbeiten viel, wenn es um den eigenen Gewinn geht. Aber für das Reich Gottes, wo es nicht um verdienen, sondern um dienen geht und viele ohne Geld arbeiten müssen, damit eine Gemeinde bestehen kann, fehlen oft die Arbeiter. Dabei sollten wir heute bedenken, dass für uns 'Arbeit' auch einfach heißen kann, Geld zu spenden, damit andere Arbeiten durchführen können. Natürlich sind es nicht die Arbeit und der Fleiß letztlich, die das Gute schaffen, sondern der Segen Gottes. Aber, so sagt die Bibel, Gott segnet das Werk unserer Hände, also das, was wir tun, unsere Arbeit für den Herrn!

Als Jesus die fünftausend Menschen speist, mit den wenigen Broten und Fischen, fangen die Jünger an, auszuteilen. Eine harte Arbeit bei so vielen Menschen. Und erst beim Austeilen vermehrte sich die Speise unter ihren Händen. Jesu segnete, also betete, aber erst unter der Arbeit der Jünger geschieht das Wunder. Hier wird uns auch die Bedeutung des Gebetes vor Augen geführt. Aber die alten Lateiner wussten genau, was zusammengehört: ORA ET LABORA! Bete und arbeite, dann ist Gottes Segen gewiss!

Wenn Menschen dazu bereit sind, kann Gott auch heute noch Wunder tun. Als wir vor gut 20 Jahren eine neue Gemeinde gründeten, haben wir versucht, danach zu leben. Es wurde viel gebetet und vielleicht noch mehr gearbeitet. Aus dem Nichts entstand eine Gemeinde mit über 650 Gliedern und ein christlich-soziales Werk, das bei unserer Pensionierung einen Wert von mehreren Millionen DM ausmachte. Dabei wollen wir uns klar machen, die Arbeit im Reich Gottes dient dazu, dass der Wille Gottes in Erfüllung gehen kann

Gott, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen! (1. Timotheusbrief 2,4)

Und das heißt wiederum nichts anderes, als dass unsere Hauptaufgabe die ist, Menschen mit dem Evangelium bekanntzumachen. In manchen Gemeinden und Kirchen herrscht eher eine Friedhofsruhe, es sollte aber ein geschäftiges, geistgewirktes Treiben sein, da die Bibel sagt:

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder! (Römerbrief 8, 14)
Wer nicht weiß, was gemeint ist, dem sagt die Bibel:
Gehe zur Ameise.. .und lerne von ihr.

Nun soll von diesem Bild her aber nicht der Eindruck entstehen, als ob die Arbeit in der Gemeinde und die Hingabe an Gott ein dauernder Stress und eine ständige hohe Leistungsbereitschaft bedeute. Eine Arbeit für das Reich Gottes, für die Gemeinde, die gerne getan und dann auch gesegnet wird, bringt ein hohes Maß an Befriedigung und Beglückung in ein Jüngerleben und macht letztlich ein erfülltes Christenleben aus.

Das 3. Bild
spricht von Gott, von Jesus, als dem guten Hirten und von uns, seinen Jüngern, als den Schafen. Die Bibeltexte finden wir z.B. im Johannes Evangelium, Kapitel, 10 Vers 11:

Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe.
Und im Psalm 23, dem Psalm Davids, bekennt dieser:
Der Herr ist mein Hirte.

Zeigte uns das Bild von den Ameisen, dass Gott an uns auch Ansprüche stellt, so sehen wir hier wieder den treusorgenden Gott , den guten Hirten, der alles für seine Schafe tut. Wie sehr sorgt Jesus für die Seinen, wie sehr liebt er sie! Jesus sagt das selbst in seiner Rede im Johannes Evangelium und in verschiedenen Gleichnissen. In Lukas 15,4-6 spricht er davon, wenn ein Hirte 100 Schafe hat, und ein einziges verirrt sich, geht dann der gute Hirte nicht dem einen Schaf nach? Und wenn er es gefunden hat, sagt Jesus, legt er es auf seine Schulter, trägt es heim und ruft seine Nachbarn zusammen, dass sie sich mitfreuen, dass er das verlorene Schaf wiedergefunden hat! Das tut ein guter Hirte im tatsächlichen Hirtenleben. Aber wie viel mehr wird der gute Hirte Jesus sich um uns sorgen, denn wie viel mehr ist nun ein Mensch, als ein Schaf. (Matthäus 12, 11 + 12)

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn macht Jesus das noch einmal auf einer anderen Ebene deutlich Der Vater, und damit Gott, geht dem reumütigen Sohn, der in Sünde und Schuld gelebt hat, entgegen und nimmt ihn auf mit Freuden. Auch der ernsthafteste Christ, auch der beste und stärkste Charakter kann sich einmal verirren, in Sünde fallen, die Welt wieder liebgewinnen. Wie wunderbar, dass wir dann keinen nachtragenden Gott, sondern einen uns nachgehenden Gott haben. Er vergibt so gern. Er selbst leidet ja mehr als wir darunter, wenn das Verhältnis des guten Hirten zu seinen Schafen, die Liebe zwischen Mensch und Gott, gestört ist. Deshalb hat er ja alles daran gesetzt, dieses gestörte Verhältnis wieder in Ordnung zu bringen. Das ist es doch, wenn Jesus sagt:

Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe

Wenn wir doch auch etwas von der Gesinnung Jesu hätten. Wie schnell verurteilen wir manchmal einen Menschen, der gegen ein Gesetz verstoßen hat, und oft gegen ein 'Gesetz' das nicht Gott, sondern wir gemacht haben. Wir wissen sicher leider alle um die 'Gesetzlichkeit' mancher Christen oder ganzer Gruppen, also Kirchen und Gemeinden. Wie viel Leid ist dadurch schon entstanden. Jesus warnt aber schon die Pharisäer, dass sie dem Volk nicht neue, eigene Lasten aufbürden sollen. Und sind wir bereit, so schnell wie Jesus zu vergeben, wenn jemand in Sünde gefallen ist und wirklich bereut hat? Veranstalten wir auch ein Fest für ihn, um einmal im biblischen Bild zu bleiben, oder wird er oft nie mehr wirklich als Bruder oder Schwester angenommen? Interessanterweise ist es ja im Gleichnis vom verlorenen Sohn der zu Hause gebliebene Bruder, der dem heimgekehrten Sohn, dem der Vater gerne vergeben hat, nicht verzeiht, sondern kritisiert!

Wirkliche Liebe erkennt man daran, was der andere bereit ist für den zu tun, von dem er sagt, dass er ihn liebt. Das Höchste, was jemand geben kann, ist das eigene Leben, um das Leben und das Glück des anderen zu erhalten oder wiederherzustellen. Genau das hat Gott in Jesus für uns getan. Das bedeutet, dass seine Liebe zu uns grenzenlos ist. Wenn wir das begriffen haben, fällt es uns nicht mehr schwer zu glauben, dass Jesus auch in jeder anderen Hinsicht das Gute für uns will und schafft. So sagt er im Matthäus Evangelium Kapitel 12, 11 + 12:

Wo ist jemand unter euch, der ein einziges Schaf hat und es fällt ihm am Sabbat in eine Grube, der es nicht ergreife und ihm heraushelfe?

Das ist ein erstaunliches Wort. Denn es besagt erstens, dass Jesus uns so behandelt, wie ein Hirte sein einziges Schaf, so, als wären wir der einzige Mensch auf Erden, um den er sich zu kümmern hätte. Letztlich bedeutet das, wenn du der einzige Mensch wärest, der durch seine eigene Schuld verlorengegangen wäre, hätte Jesus auch allein um deinetwillen den Erlösungstod am Kreuz auf sich genommen! Das sollen wir wissen: In welcher Not wir auch sind, wir sind nicht von Gott verlassen und nicht von ihm vergessen. Er hilft uns hinaus! Sicherlich mag das manchmal auf andere Art geschehen, als wir sie uns wünschen und vorstellen. Manchmal beseitigt er nicht unsere Schwierigkeit oder das Problem, sondern gibt uns die Kraft des Heiligen Geistes zum Tragen und Durchhalten, wie es uns im Beispiel von den Sperlingen schon klar geworden ist.

Zum zweiten sagt uns Jesus, dass er sogar bereit ist, um unsertwillen geltende Gesetze zu durchbrechen. Am Sabbat war es verboten, zu arbeiten. Ein Schaf aus der Grube zu ziehen, ist aber Arbeit und hätte nach den Gesetz nicht erfolgen dürfen. Aber Jesus macht klar, dass das Gesetz den Menschen nicht behindern und tyrannisieren, sondern dass es ihm Hilfe und Schutz sein soll. Deshalb steht in der Not der Mensch über dem Gesetz, oder, anders ausgedrückt, unter einem höheren Gesetz, dem Gesetz der Liebe!

Die Bibel sagt: Der Sünde Lohn ist der Tod, so lautet das göttliche Gesetz. Damit wären wir alle ausnahmslos zum Tod verurteilt, denn wir alle sind Sünder. Aber Jesus durchbricht das Gesetz indem er den Sünder nicht in den Tod schickt, sondern ihm Leben verschafft und bereit ist, dafür das höhere Gesetz der Liebe zu erfüllen: An das Kreuz zu gehen und für unsere Sünden zu sterben und sie zu sühnen, womit alle Gesetze erfüllt worden sind. Jesus liebt seine Schafe, liebt uns, seine Jünger, um jeden Preis. Was ist die natürliche Folge für uns? Dass wir ihn wiederlieben und seiner Stimme gehorchen. Jesus sagt von sich, dem Guten Hirten und seinen Schafen:

Und die Schafe hören seine Stimme ; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus. Und wenn er all die Seinen hat hinausgelassen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme. (Johannes 10. 3 + 4

Zum Schluss wollen wir uns die Frage stellen: Sind wir solche Schafe Jesu, solche Jünger, die seine Stimme hören und ihr folgen? Dann wird auch das Wort Jesu für uns in Erfüllung gehen:

und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. (Johannes 10, 28 )

Fassen wir zusammen, was wir aus der kleinen göttlichen Zoologiestunde, aus den drei biblischen Bildern lernen können. Wir Menschen, wir, die Kinder Gottes, sind viel mehr wert in Gottes Augen als alles, was er sonst gemacht hat. Dennoch kümmert er sich auch rührend um das kleinste seiner Geschöpfe, auch um den kleinen Spatz. Wie viel mehr um uns! Deshalb hat er auch einen berechtigten Anspruch an uns, dass wir ihm dienen und gehorchen und unsere Arbeit im Reich Gottes tun, so fleißig und selbstverständlich wie es die emsigen Ameisen in ihrem Staat tun. Dann werden wir auch wirklich froh über die Tatsache, dass der gute Hirte sein Leben gelassen hat für seine Schafe, für uns. Das sollte uns sehr dankbar und froh machen.
Amen !

Predigt von Robert Nowak,   www.nowakpredigtbuch.de

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