Der größte Verbrecher aller Zeiten


Bibeltext: 2.Korinther 5,21

Denn Gott hat Jesus, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht,
damit wir in ihm die Gerechtigkeit erlangen, die vor Gott gilt.

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Der größte Verbrecher aller Zeiten: Der Mörder, Ehebrecher, Dieb, Betrüger, Kinderschänder: Das ist Jesus!! Nein, das ist keine Gotteslästerung, sondern die Aussage der Bibel. Da heißt es:

Gott hat Jesus, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht.
Hier müssen wir genau bedenken, was da ausgesagt ist.
Es geht um folgendes. Es wird öfters in der Bibel gesagt, dass Jesus unsere Sünden getragen hat. Hier heißt es aber, dass Jesus zur Sünde gemacht wurde. Dieses Wort aber zeigt eine Perspektive auf, die wir selten bedenken. Was heißt: Jesus wurde von Gott zur Sünde gemacht? Worin liegt der bedeutende Unterschied? Nun, in der ganzen Heilsgeschichte Gottes geht es letztlich darum, dass Gott an der sündigen Menschheit die Todesstrafe vollstrecken muss, da sie sich von Gott losgesagt hat und gegen Gott rebelliert. Aber die Bibel sagt ausdrücklich, dass Gott diese Welt liebt und den Sünder liebt und dass er will, dass allen Menschen geholfen wird. Um es im biblischen Sprachgebrauch zu sagen: Gott brauchte einen Sünder, der für die Sünder (nicht nur für die Sünden!) der Welt sterben würde.

Unter diesen Umständen ist es aber nicht damit getan, das Jesus die Sünden der Welt trägt. Jemanden tragen zu helfen, eine Last abzunehmen, ist schließlich sogar eine gute Tat. Dafür kann man niemanden bestrafen, schon gar nicht mit dem Tod. Bestrafen kann man nur den, der selbst Sünder ist. Deshalb musste Gott Jesus zur Sünde machen, ihn also zum Mörder, Dieb, Betrüger usw. machen. Denn nur wenn er ein Sünder ist, der die Taten begangen hat, kann man ihn verurteilen. Und Jesus hat sie in dem Sinne 'begangen', dass er die Sündern aller Zeiten als seine eigenen erklärt hat.

Wenn Gott Jesus zur Sünde macht, dann heißt das eben, dass er zum Verbrecher gemacht wird. Wenn er das ist, kann er als Sünder bestraft werden und sterben und dann nicht nur für seine, sondern als Gottessohn für die Sünden der ganzen Welt büßen.

Begreifen wir, was Jesus da wirklich auf sich genommene hat, nicht nur eine Last zu tragen, sondern als Verbrecher erklärt zu werden? Welch eine Liebe!! Anderereits wird uns ganz begreiflich, warum Jesus gerufen hat:
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Matthäus 27, 46)
Wäre Jesus nur der Lastenträger gewesen, hätte Gott ihn nicht verlassen müssen. Aber bei einem Sünder, einem Verbrecher, konnte Gott nicht bleiben.
So eigenartig diese Gedanken uns sein mögen, wir lesen es so in der Bibel:

Denn Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit erlangen, die vor Gott gilt. (2.Korinther 5,21)
Etwas ähnliches wird in Galater 3, 13 gesagt:

Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch wurde für uns; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.«
Auch hier wird deutlich gesagt, dass Jesus nicht nur verflucht wurde, sondern dass er selbst zum Fluch wurde für uns, und dass er von Gott zur Sünde gemacht wurde. Das aber hat eine ungeheuere geistliche Auswirkung, die wir selten bedenken. Wenn in Jesus die personifizierte Sünde am Kreuz starb, dann ist die Sünde gestorben. Wenn aber die Sünde gestorben ist, tot ist, dann hat sie keine der Auswirkungen mehr, die sonst zu Recht von ihr beschrieben werden, dass sie von Gott trennt. Allerdings trifft das nur zu, - wie die Bibel sagt – für uns, für uns, die wir an Jesus glauben!! Denn eine tote Sünde kann uns nicht mehr schaden. Wir, die wir einst tot waren in Sünden, sind nun der Sünde abgestorben. Die Sünde kann uns nicht mehr 'töten'. Sie hat keine Gewalt mehr über uns:
Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr ja nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade (Römer 6, 12)

Wir haben und behalten ewiges Leben! Sünde führt nicht mehr automatisch in die Hölle. So unbegreiflich diese Aussage für uns sein mag, so stellen wir doch fest: Es ist so. So lesen wir:

Jesus, der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. (1. Petrus 2, 24)

So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber

für Gott leben in Christus Jesus. (Römer 6,11)

Wir können kaum ermessen, welch große Tat Jesus hier vollbracht hat und wie sehr Jesus gelitten hat, nicht nur Sünder zu sein, sondern selbst die Sünde zu sein. Aber dieses Opfer Jesus erlangte großen Lohn. Denn die Bibel sagt, dass Gott dem Herrn Jesus einen Namen gegeben hat, der über alle Namen ist. Er ist der wirkliche und einzige aber eben auch der wahre Retter aller Kreatur. Und dass er das ewige Leben allen garantieren kann, die an ihn glauben, das hat er bewiesen in seiner Auferstehung. Er, der Auferstandene, der Sieger über Hölle, Tod und Teufel, verdient wahrlich den herrlichsten Namen, den Gott, den der Vater, ihm verliehen hat: Jesus, der Christus, der, der die Hilfe von Gott her ist, der Gesalbte Sohn Gottes.

Wir haben versucht zu beschreiben, was das Jesus gekostet haben mag, in solch vollkommener Weise als Sünder erklärt zu werden. Aber wir sollten auch fragen, was hat das Gott, dem Vater, gekostet, Jesus so radikal zu verurteilen. Der bekannte Ausleger Werner de Boor schreibt dazu:
Gott selber ist hier der Handelnde. ER, er selber „hat den, der keine Sünde kannte, zur Sünde gemacht.“ Aber der am Kreuz das letzte Opfer bringt, ist Gott
selbst. Was muss es dem Vater gekostet haben, den reinen, sündlosen Sohn, der dem Vater nur den liebenden Gehorsam erwiesen, nun im Gericht wie die grauenhafte Sünde selbst zu behandeln. Begreifen wir es: So sehr hat Gott die Welt geliebt! Es geschieht alles vom Vater und Sohn „für uns.“

Was bedeutet das für unsere Glaubenpraxis.
Oder zunächst, was bedeutet es nicht, dass wir der Sünde gestorben sind? Es bedeutet nicht, dass wir nicht mehr sündigen könnten. Wir bleiben schließlich versuchliche Menschen. Aber die Sünde hat keine Macht mehr über uns. Auch wenn wir wieder sündigen, werden wir dadurch nicht sofort wieder Knechte der Sünde, wie es sonst im Wort Gottes heißt. Wir bleiben trotz allem Gotteskinder, wir werden nicht von Gott getrennt.
Jesus erzählt die Geschichte vom sogenannten verlorenen Sohn. Auch wenn Jesus zu diesem Zeitpunkt noch nicht sein Opfer vollbracht hat, zeigt dieses Gleichnis deutlich Gottes Prinzip: Er hasst die Sünde, aber er liebt den Sünder. Der verlorene Sohn hätte aufgrund seines sündigen Handelns normalerweise jedes Recht verloren, noch Sohn seines Vaters zu heißen. Er selbst sieht das auch so. Er selbst sagt ja: „Ich bin nicht würdig dein Sohn zu heißen.“ Seine Sünde trennte ihn aber nicht grundsätzlich vom Vater, denn der sieht das ganz anders: Er sieht nur seinen Sohn, den er liebt, und dem er vergibt und ihn wieder voll als Sohn annimmt. Er nimmt ihn mit offenen Armen auf.
Aber ich denke und hoffe, dass niemand auf die Idee kommt zu meinen, dass er dann ja beliebig sündigen könnte. Wer so denkt, hat überhaupt nicht begriffen, worum es geht. Denn jede Sünde eines Gläubigen betrübt und dämpft den heiligen Geist. Das Verhältnis zu unserem Gott, zu Jesus wird dadurch gestört und getrübt. Auch als Gläubige haben wir dann Korrektur und Buße nötig. Der Apostel Johannes schreibt in seinem 1. Brief zu dieser Situation:
Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. (1. Johannes 2,1)

Die Bibel ist ein sehr nüchternes Buch. Die Schreiber, von Gott inspiriert, wissen, wie der Mensch ist, und wo seine Stärken und Schwächen liegen. So weiß Johannes, dass es nötig ist, eine klare Aufforderung gegen das Sündigen zu erlassen. Denn er weiß auch, was eine gestörte Beziehung zu Jesus ausmacht.

Aber andererseits kennt er unser versuchliches Wesen. Darum gibt er sofort auch eine Anweisung für den Fall, dass uns eine Sünde übereilt: Bring sie zu Jesus, bring sie an das Kreuz!! Ob wir in der richtigen Haltung leben, nachdem wir durch Jesu Tod und Auferstehung der Sünde abgestorben sind, kann man vielleicht an folgende drei Punkte testen. Der Gläubige, der sich als Kind Gottes weiß, der tot ist für die Sünde, wird:

1. Die Sünde hassen, er wird mit allen Mitteln danach streben, Sünde zu vermeiden

2. Ist er doch einmal in Sünde gefallen, wird er sehr betrübt sein und sofort seine Sünde zu Jesus bringen, der gerne vergibt.
3. Er rühmt Gott immer wieder darüber, dass nichts ihn scheiden kann von der Liebe Gottes

In wunderbarer Form hat uns Paulus das mitgeteilt. Er schreibt:

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?

Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Römer 8, 35 ff)
Ja, wer in Jesus ist, ist wirklich geborgen.

Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang, was wir von Petrus hören. Sein Verhalten dürfte auch dem unsrigen oft ähneln. Was ist gemeint? Als Jesus seinen Jüngern ankündigt, dass er sterben muss und er von einem Jünger verraten wird, erklärt Petrus siegessicher:
Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen!

Als Jesus wenig später verhaftet wird, ist es Petrus, der, aus Angst vor der eigenen Gefangenschaft, Jesus drei mal verleugnet. Finden wir uns nicht da irgendwo wieder, wenn auch in etwas anderen Gegebenheiten?
Aber haben wir nicht alle schon einmal mehr oder weniger deutlich dem Herrn Jesus versprochen, dass unser ganzen Leben ihm gehören soll? Dass er das Wichtigste in unseren Leben überhaupt sein soll, dem sich alles andere unterordnen muss?

Und was ist daraus geworden? Schneiden wir da besser ab als Petrus? Aber bevor wir meinen, dem Petrus doch etwas voraus zu haben, sollten wir nicht vergessen zu berichten, wie die Sache mit Petrus zu Ende ging. Es steht geschrieben in Lukas 22, 62:

Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.

Und Jesus vergibt ihm nicht nur, sondern wenig später setzt er ihn zum Hirten seiner Gemeinde ein.
Wie ist das bei uns, bei mir und dir? Steht die Buße noch aus? Sicherlich fällt uns Buße oft schwer. Und dennoch ist wahr, wie es einmal eine bekannte Christin formuliert hat: Buße ist eine fröhliche Sache. Denn Buße bedeutet und bewirkt, dass eine Last von uns fällt, das Verhältnis zu Jesus wieder intakt ist. Und das macht schon fröhlich.


Aber gerade wenn wir von der fröhlichen Seite des Christseins reden, müssen wir auch die andere Seite beleuchten: Die Seite des Leidens. Was ist damit gemeint? Nun, wir haben ausführlich aufgezeigt, was Gott, was Jesus auf sich genommenem hat, um uns zu erlösen. Jesus hat nicht nur die ungeheuren Schmerzen der Kreuzigung auf sich genommen, sondern die furchtbare Einsamkeit der Gottlosigkeit ertragen. Und der Vater hat seinen Sohn wirklich geopfert und ihn sich vom Herzen gerissen, wie es viele schon vor mir mit Recht formuliert haben.

Und warum das alles: Damit wir ewiges Leben haben und in diesem Leben einen Beistand, einen Fürsprecher und Helfer, den Heiligen Geist. So wahr und richtig diese Aussage ist, müssen wir doch noch einen ganz anderen Gedanken hier erläutern.
Wir proklamieren mit vollem Recht, dass Jesus der Sieger ist über Hölle, Tod und Teufel. Das hat er durch seinen Tod und die Auferstehung bewiesen. Aber dann passieren Dinge, die schon bei den ersten Christen zumindest Erstaunen und Fragen ausgelöst haben. Noch während Jesus sich in Israel befindet und fast täglich die größten Wunder tut, wird Johannes der Täufer, ein engagierter Christ, enthauptet, obwohl Jesus ganz in der Nähe ist. Kaum ist Jesus in den Himmel aufgefahren, wird Stephanus, eine treuer Zeuge Jesu, zu Tode gesteinigt. Und die ersten Christen erleben eine schwere Christenverfolgung, so dass sie in fremde Gegenden flüchten müssen.

Und im Laufe der Kirchengeschichte lassen unzählige Menschen ihr Leben um ihres Glaubens willen, werden gefoltert und in die Gefängnis geworfen und gehasst und verleumdet. Da fragt man sich natürlich: Warum greift Jesus da nicht ein? Er ist doch der allmächtige Gott!! Wenn wir so denken und fragen, sollten wir zunächst uns ins Bewusstsein rufen, dass Jesus seinen Nachfolgern nicht versprochen hat, dass sie allzeit gewissermaßen auf sonnigen Höhen gehen werden. Ganz im Gegenteil. Er hat ihnen Hohn und Spott, Gefängnis und Folter und den Märtyrer Tod angekündigt. Hören wir, was Jesus sagt:

Aber bevor das alles geschieht, (die Wiederkunft Jesu) wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen.(Lukas 21, 12)
Eine neue Erde, ohne Leid, Schmerzen und Tod, wird es erst nach Jesu Wiederkunft geben. Solange ist Gnadenzeit, Zeit, wo der Mensch sich in einem wirklich freien Entschschluss zu Jesus bekehren kann.
Würde Jesus jede Attacke gegen Gläubige verhindern, müsste er den freien Willen des Betreffenden bösen Menschen ausschalten. Es ist aber das oberste Prinzip Gottes, dass der Mensch als frei entscheidendes Wesen leben kann und leben soll. Erst das macht ihn zu einer moralischen Persönlichkeit.

Auch müsste sofort eine Bestrafung des Übeltäter erfolgen. Es würde dann folgendes eintreten: Etliche würden in noch stärkeren Hass gegen alles Gläubige entbrennen, da sie ja bestraft würden, und andere würden nur deshalb zu Jesus kommen, damit sei vor den Auswirkungen der bösen Welt verschont würden.

Das ist aber eines Menschen, der Gottes Ebenbild ist – wenn auch ein degeneriertes – unwürdig. Als Christen leben wir deshalb in einer gewissen Spannung. Auf der einen Seite müssen wir davon ausgehen, dass uns alle Widrigkeiten dieser Welt ereilen können. Und tatsächlich erleben wir das ja auch. Auch Christen leiden unter Terrorismus, Hochwasser, an Parkinson und Krebs und an Verlusten.

Auf der anderen Seite erleben sie aber ganz persönlich auch die Kraft des Heiligen Geistes in der Bedrängnis. Es ist richtig, dass Stephanus, der engagierte Christ, gesteinigt wurde. Aber es stimmt auch, dass er in seiner Todesstunde den Himmel offen und Jesus zur Rechten des Vaters sah. Von unzähligen Märtyrern in der Kirchengeschichte wird berichtet, wie sie im Leiden und im Tod ganz getrost waren, weil der Herr mit ihnen war. Und das geschah nicht nur in den Berichten der Bibel, die Erlebnisse von vor einigen tausend Jahren berichtet. Sondern das geschieht hier und heute immer wieder. Ein Beispiel unter vielen:

Im Rahmen von ProChrist, der großen Evangelisation 2006, wurde ein Zeugnis von Dr. Raimund Usch berichtet, der als treuer Mitarbeiter in einer baptistischen Gemeinde und in anderen christlichen Bereichen tätig war und ist.
Während einer Jugenfreizeit, die er leitete, kam es zu folgendem Erlebnis.

Er berichtete, dass er mit Jugendlichen auf einer Freizeit in den Bergen war. Dort unternahmen sie auch eine Klettertour. Als Raimund Utsch schon fast den Gipfel erreicht hatte und sich an einem Felsbrocken hochziehen wollte, gab dieser nach und der Kletterer fiel 70 Meter in die Tiefe. Dann berichtet Raimund Utsch wörtlich:
Ich weiß nicht, wie das ganze gekommen ist. Ich kann mich daran nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich da lag, die Beine völlig kaputt, unglaublich große Schmerzen hatte, die Bergwacht gerufen wurde. Ich muss wohl Stunden gelegen haben. Die Schmerzen, die ganze Situation war so schwierig, dass ich sterben wollte. Aber da war auch noch die andere Seite: Ich hatte eine Familie mit drei kleinen Kindern, die wollte ich nicht loslassen. Und dann hat beides in mir gekämpft.

Auf der einen Seite: Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, aber auf der anderen Seite auch: Ich muss noch. Dieses Loslassen war ein unglaublich schwerer Kampf. Aber dann haben die Schmerzen überwogen und ich wollte nicht mehr. Und in dem Moment, wo ich sagte, „Ich will nicht mehr,“ wurde es ganz dunkel um mich herum. Einsam war ich! Solch eine Einsamkeit hatte ich noch nie erlebt. Und in dieser Dunkelheit und Einsamkeit sprach eine Stimme zu mir und sagte:
„Raimund, was hast du aus deinem Leben gemacht?“
Ich sagte: „Ich habe viel gemacht, ich bin in deiner Gemeinde, ich habe hier eine Jugendfreizeit. Ich versuche, Menschen von dir zu erzählen.“ Ruhe! Und wieder die Stimme: „Raimund, was hast du aus deinem Leben gemacht?“

„Du kannst viele in meiner Gemeinde fragen,“ habe ich gesagt.
„Die werden dir sagen, was ich alles gemacht habe.“ Ruhe! Und wieder die Stimme:“ Raimund, was hast du aus deinem Leben gemacht?“ Und da sagte ich es: „Jesus Christus ist für meine Schuld gestorben, deshalb kann ich leben.“

Ich hatte es kaum ausgesprochen, da war so eine unglaublich warme Helligkeit, ein kraftstrahlendes Licht um mich herum. Eine Situation, die ich nie in meinem Leben vergesse. Jesus hatte einen kleinen Spalt auf gemacht und mich hinein schauen lassen in den Himmel. Und seitdem habe ich eine große Sehnsucht, wieder nach dahin zu kommen.
Soweit des Zeugnis.

Als der Moderator fragte, wie man mit solch einem übernatürlichen Erlebnis in dieser so ganz anderen Welt lebt, erklärte Utsch, dass gerade diese Gewissheit, einmal bei Jesus zu sein, ihm Kraft geben für diese Leben.

Wirklich ein wunderbares Erlebnis. Und dass Raimund Utsch offensichtlich auch gesundheitlich wieder voll hergestellt ist, ist sicherlich ein zweites Wunder Gottes.

Und das ist nicht ein völlig ungewöhnliches Erlebnis. Viele Christen wissen von ähnlichen Erlebnissen zu berichten. Ich selbst habe in einer für mich sehr schweren Situation erlebt, wie ich das Empfinden hatte, dass die Hand Gottes sich zu mir nahte und mich ganz zart anrührte. Aber auch das wird erlebt, dass Jesus durch den Heilgen Geist, durch ein Wunder, uns vor Schaden bewahrt. Oft deklarieren Menschen das als Zufall, während in Wirklichkeit der starke Arm Gottes eingegriffen hat.

Als empfindliche Menschen haben wir trotz allem sicherlich Angst davor, in solche schweren Situationen zu kommen, weil wir der Meinung sind, dass wir keine Kraft haben, das durchzustechen. Aber wir können gewiss sein, dass wir in der schweren Situation – aber eben erst in der Situation, wenn sie uns ereilt. – die Kraft bekommen, die uns trägt. Jesus selbst hat das erlebt, als er im Garten Gethsemane verzweifelt betet und sich vor dem grauenvoll Tod am Kreuz fürchtet, erhielt er Trost, Hilfe und Kraft:

Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. (Lukas 22, 43)
Jesus, der wie ein Verbrecher für uns am Kreuz gelitten hat, weiß, was es heißt, verzweifelt zu sein vor Schmerzen, Leid und Kummer. Darum wird er mich und dich nicht verlassen. Niemals! Danke Jesus!

Natürlich heißt das nicht, dass das Leben eines Christen nur Verfolgung und Leid sein wird. Jesus hat den Seinen auch versprochen:

Dass sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Johannes 10 ,10)
Und das bezieht sich zweifellos auf unser irdisches Leben. So wissen wir, die wir an Jesus gläubig sind, dass wir Freude und Leid erleben können, ganz wie der Herr es zuteilt und zulässt. Und spätestens in der Ewigkeit werden wir begreifen, wozu alles so war, wie wir des eben erleben mussten. Gott macht keine Fehler. Aber es gibt eine ausgleichende Gerechtigkeit. Paulus hat das gewusst, zumindest erahnt, dass wir in der Ewigkeit für alles entlohnt werden, was auch hier an Schweren im Namen Jesu zu tragen war. So schreibt er:

Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (Römer 8, 18)

Und mit dieser Aussicht, meine ich, kann man leben!

Amen

Predigt von Robert Nowak im April 2006 , www.nowakpredigtbuch.de

 

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