Der Alpen Effekt
und andere Effekte

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Ob jeder weiß, was ein Effekt ist? Der Begriff hat nämlich mehrere Bedeutungen. Erklären wir es vorsichthalber. Im Lexikon steht unter anderen, dass es sich dabei um bestimmte Wirkungen, ,„Erscheinungen“ handelt. Damit ist aber nichts Überirdisches gemeint, sondern Erlebnisse und Erkenntnisse und Eindrücke, die uns in unserem Alltag begegnen und uns plötzlich Gleichnis werden für unser Leben. Hier für unsere Ausführungen bedeuten sie speziell Erlebnisse und Erkenntnisse die uns helfen, Gott und sein Handeln sowie unsere Stellung darin besser zu verstehen. Der Effekt kann sich z.B. darin äußern, dass wir sagen: “Da ging mir doch plötzlich ein Licht auf.“ Wobei wir meinen, dass wir plötzlich eine Erkenntnis bekamen aufgrund eines besonderen Ereignisses.

 

1. Der Alpen Effekt


Jesus sprach: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
(Matthäus 28, 20)


Vor Zeiten fuhr ich mit meinen Auto zu dem schönen Städtchen Wörishofen im schönen Alpenland, um mich etwas zu erholen. Da ich genug Zeit hatte, fuhr ich langsam und aufmerksam die Gegend betrachtend, durch das Land. Besonders interessant wurde es, als ich ins Alpenvorland kam. Da sieht man in noch weiter Ferne die gewaltigen Bergmassive der Alpen emporragen. Ein wahrlich erhebender Anblick.

Aber zuvor fährt man eben durch das Alpenvorland. Das zeichnet sich dadurch aus, dass es sich um hügliges Gelände handelt. Die Erhebungen sind oft nur einige zig Meter hoch und wirken im Anblick der fernen Alpen geradezu winzig. Und dennoch gibt es gerade da einen eigenartigen Effekt, den ich eben den „Alpen Effekt“ genannt habe.

Dabei geht es um folgendes. Oft führt die Straße direkt am Fuße dieser kleinen Erhebungen entlang. Die dadurch bedingte Perspektive führt dazu, dass die kleinen Erhebungen plötzlich wie eine Wand wirken und die gewaltigen Alpen verdecken. Als ich das zum ersten mal erlebte, bin ich fast ein bisschen erschrocken: Plötzlich waren die erhabenen Alpen einfach verschwunden. Das war ein eigenartiges Gefühl. Natürlich wusste ich von meinem Verstand her, dass die Alpen keineswegs verschwunden waren. Aber für mich waren sie tatsächlich nicht mehr sichtbar. Ein eigenartiger Effekt. Dabei kam mir plötzlich ein Gedanke in Bezug auf den Glauben und auf unserem Verhältnis zu Gott in den Sinn.
Kennen wir das nicht alle: eine eigentlich kleine Schwierigkeit führt oft dazu, dass unser Glaube wankt. Ein kleiner Anlass, der uns bedrückt, führt oft dazu, dass unsere Verbindung zu Gott plötzlich abreißt. Wir „sehen“ Gott plötzlich nicht mehr.

Wie eine Wand schiebt sich unsere Sorge zwischen uns und unserem Gott und wir möchten am liebsten mit Jesus rufen: „Gott mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Gott traut uns solche Situationen oft zu, damit wir es lernen, nicht vom Schauen zu leben, sondern vom Glauben. Wenn uns Schwierigkeiten bedrängen und uns Schweres widerfährt, haben wir oft den Eindruck, dass Gott nicht mehr da ist. Dann sollten wir uns an den Alpeneffekt erinnern. So wenig die Alpen verschwunden sind, nur weil ein Hügel sich zwischen ihnen und mir sich geschoben hat, so wenig ist Gott verschwunden, auch wenn wir ihn vielleicht nicht mehr spüren.


In einem alten Lied heißt es dementsprechend:
Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht. Du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht.
Solch ein Alpeneffekt Erlebnis scheint nicht so selten zu sein, wenn es auch mit anderen Worten, wie hier in dem Lied, beschrieben wird. Wir lernen daraus: Unser Gott ist da, nicht nur da, sondern für mich und dich da, auch wenn wir gar nichts fühlen und sehen. Jesus hat uns sogar zugesagt, dass er alle Tage bei uns ist. Und sein Wort ist wahrhaftig! Und mögen uns gewisse Beschwernisse den Blick auf Jesus verdecken: Wir wissen: Er ist da, da für mich!
Was kann man tun, wenn man in solch einer Situation ist? Ich denke da an eine biblische Begebenheit. Paulus und Silas sind um ihres Glaubens willen im Gefängnis. Sie liegen im „Block“, eine qualvolle Vorrichtung, wo die Füße in einem Holzgestell eingeschlossen sind. Was wäre natürlicher, als dass die beiden Männer Gott nicht mehr verstehen und mit mehr oder weiniger deutlichen Anklagen zu Gott kommen. Denn Gott scheint ja wirklich nicht mehr da zu sein. Aber das tun sie nicht. Und wir erinnern uns, was dann geschah. Lassen wir die Bibel selbst sprechen:

Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Aufseher, sie gut zu bewachen. Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block. Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie.

Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so dass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab. Als aber der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offen stehen, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen.

Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier! Da forderte der Aufseher ein Licht und stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Und er führte sie heraus und sprach: Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde? Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!

Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause waren. Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen und führte sie in sein Haus und deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er zum Glauben an Gott gekommen war.
(Apostelgeschichte 16, 23 ff)
Das sollte uns doch zu denken geben: Nicht Klagen, sondern Loben verscheucht die Anfechtung. Sicher ist das hohe Schule des Glaubens. Aber sollte uns das nicht doch gelingen wenn wir uns an den Alpeneffekt erinnere: Das Gebirge steht fest, groß und erhaben da, ob wir es sehen oder nicht. Und genau so ist es mit unserem Gott. Und im Loben offenbart sich Gott seinen Kindern. Bei Paulus und Silas wird aus dem Gefängnis Aufenthalt eine Evangelisation. „ProChrist“ vor 2000 Jahren! Das ist schon bemerkenswert.


2. Der Radio Effekt

Gott wird sich unser wieder erbarmen,
unsere Schuld unter die Füße treten
und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.
(Micha 7, 19)

Bei diesem zweiten Effekt geht es noch einmal um ein Ereignis im Auto. Ich habe in meinem Wagen ein – wie ich meine – recht gutes Autoradio. Und wenn ich alleine unterwegs bin, höre ich gerne Radio, dann fühlt man sich nicht so alleine. Dabei habe ich nun wieder eine eigenartige Erfahrung gemacht. Wenn ich durch die Gegend fahre, habe ich in aller Regel einen recht guten Empfang bei bestimmten Sendern.
Aber dann gibt es folgendes. Wenn ich anhalten muss, z. B. an einer roten Ampel, geschieht es oft, dass der Empfang sehr schlecht wird, so dass man kaum noch etwas verstehen kann. Mit der Zeit bin ich dabei auf eine Lösung gestoßen: Wenn ich meinen Wagen ein bisschen bewege, ihn z. B. nur 30 bis 50 Zentimeter vorwärts bewege - so viel Platz ist in der Regel da – dann habe ich plötzlich eine guten Empfang. Setze ich wieder zurück, ist der Empfang wieder schlecht. Wie kommt das, habe ich mich gefragt und bin zu folgender Erkenntnis gekommen:

Die Geräusche im Radio, Musik oder Sprache, werden ja durch Radiowellen, die sich in der Luft fortpflanzen, übertragen. Ein Sender sendet die Wellen und im Wagen ist ein Empfangsgerät, das die Wellen empfängt und für mich hörbar macht. Aber natürlich gibt es bestimmte Voraussetzungen, dass das klappt. So muss das Empfangsgerät, also mein Autoradio, unbedingt da fahren oder stehen, wo die Radiowellen das Gerät auch erreichen können.
Und da kann es vorkommen, wie bei mir erlebt, dass die Stellung, die ich gerade mit meinem Wagen innehabe, für die Wellen nicht erreichbar ist. Irgendein Hindernis blockiert die Wellen. Einige Zentimeter weiter ist dann aber offensichtlich der richtige Standpunkt. Was mich daran erstaunt hat ist, dass schon eine Standortveränderung von wenigen Zentimeter oft ausreicht, um einen Empfang zu verschlechtern oder zu verbessern.

Dadurch kamen mir Gedanken über unser Verhältnis als Christen in Bezug auf den Heiligen Geist. Ob wir da nicht auch oft einen Standort einnehmen, an dem Gott uns nicht erreichen kann? Und – das lehrt uns dieser Radioeffekt – es müssen nicht große Dinge sein, die den Empfang von Gottes Weisung stören. Im Gesamtzusammenhang der Bibel wissen wir, dass jede Sünde von Gott trennt. Nicht unbedingt gleich so, das Gott sich ganz von uns abwendet, aber doch so, dass das Verhältnis gestört wird.

Wenn Gottes Wort sagt, dass man den Heiligen Geist betrüben kann, dann ist uns sicher klar, dass auch Feinheiten zu Störungen führen können.

Wenn wir einen falschen Standort einnehmen, kann Gott uns nicht erreichen. Es liegt dann bei uns, den Standort zu verändern. Und im Geistlichen ist solch eine Standortverschiebung dadurch gegeben, dass wir Buße tun über falsche Gedanken, Worte und Werke. All die so leicht zu verübenden Liebessünden spielen da eine Rolle. Ich denke daran, wie oft auch unter Christen gegen das Gebot der Liebe verstoßen wird: Schlechte Gedanken über den anderen, falsches Reden, das Übersehen und Übergehen oder das Nichtbeachten eines Bruders oder einer Schwester und Ähnliches.

Mancher mag das als Kleinigkeit einstufen und sich damit entschuldigen, dass das doch eben menschlich sei. Das mag sein, aber geistlich ist es nicht, und das betrübt eben den Geist Aber das können wir schnell in Ordnung bringen, indem wir unseren Standort gegenüber Gott verändern indem wir sagen: Herr, ich habe gesündigt gegen Dich und den Menschen, vergib mir. Und, preis den Herrn, wir haben einen Gott, der gene vergibt. Wie heißt es in unserem vorgestellten Bibelvers?
Gott wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten
und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.

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Aber leider gibt es auch sehr schwerwiegende Vergehen, wenn auch nicht bei uns. Ich bin in den letzten Jahren sehr in Sorge, das Gott uns allgemein als Christen, als Kirche und Gemeinde nicht mehr erreichen kann, da überall falsche Standorte eingenommen werden. Besonders problematisch erscheint es mir, dass immer wieder einige biblische Aussagen als „nicht heilsnotwendig“ deklariert werden. Wobei nur vornehm umschrieben wird, dass man sie nicht für wahr hält!

Und darunter fallen so wichtige biblische Aussagen wie die Jungfrauengeburt Jesu, die Wiedergeburt im Heiligen Geist, Heiligung und die Auferstehung Jesu und manche andere wichtigen biblische Aussagen. Wie aber soll Gott segnen, wenn man sein Wort nicht mehr als allgemein verbindlich ansieht? Und wenn schon geringe Veränderung stören und trennen können, wie in unserem Radioeffekt aufgezeigt, wie viel mehr muss Jesus betrübt und beleidigt werden über solch grobe Vergehen. Und dann können wir uns schon vorstellen, dass der Heilige Geist eine entsprechende Person oder eine Kirche oder Gemeinde verlässt.

3. Der Lotsen Effekt

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird,
wird er euch in alle Wahrheit leiten. (Johannes 16, 13)


Ich war mehrere Jahre 1. Vorsitzender einer gemeinnützigen Stiftung, die unter anderen ein Ferienhaus auf Sardinien, der Mittelmeer Insel, unterhielt. So kam es, dass wir fast jedes Jahr dort den Urlaub verbrachten oder zu einem Arbeitseinsatz fuhren. Zu diesem Zweck mussten wir natürlich mit dem Schiff übers Wasser. 12 Stunden dauerte die Überfahrt.

An eine Begebenheit erinnere ich mich besonders, weil es auch solch ein „Effekt-Erlebnis“ war. Als wir bald in den Hafen von Olbia in Sardinien einlaufen sollten, stand ich an der Reeling und schaute auf die Wasserfläche die von der Schiffsschraube stark aufgewühlt wurde. Das Schiff fuhr hier schon relativ langsam.
Plötzlich tauchte hinter dem Schiff ein kleineres Motorboot auf, dass sich mit großer Geschwindigkeit unserem Schiff näherte. Schließlich fuhr es ganz dicht an unsere Schiffswand heran, die Geschwindigkeit wurde gedrosselt, und ein Mann sprang von dem Boot auf einen Vorsprung unseres Schiffes und kletterte geschwind und geschickt an der Strickleiter auf das Deck unseres Schiffes.


Im ersten Moment hatte ich gar nicht begriffen, was sich da abspielte. Wird hier eine Szene für James Bond gedreht? Dann aber kam mir die Erkenntnis: Der Lotse war an Bord gegangen. Dieser Vorgang hat mich dann intensiv beschäftigt. Ich war ein bisschen erstaunt. Ich fragte mich, warum extra ein Lotse an Bord kommen musste um das Schiff sicher in den Hafen zu bringen. Schließlich haben solch relativ großen Schiffe nicht nur einen Kapitän an Bord, sondern auch Schiffsingenieure und anderes Fachpersonal. Und ein Kapitän ist doch schließlich eine qualifizierter Seemann, warum brauchte er Hilfe, um in den Hafen einzulaufen.
Später erfuhr ich, warum das nötig ist. Ein Kapitän weiß genau, was er tun muss, wenn auf hoher See z. B. ein Feuer ausbricht oder an der Navigation etwas nicht in Ordnung ist. Aber der Hafen ist ein recht kompliziertes Gebilde. Jeden Tag ändert sich hier praktisch etwas durch die ein- und auslaufenden Schiffe. Oft geht es durch ganz schmale Wasser-Korridore und der Wassertand ist oft sehr unterschiedlich. Diese speziellen Dinge, die auch noch in jedem Hafen anders sind, kann der Kapitän unmöglich alle kennen und berücksichtigen. Der Lotse, der ja für einen bestimmten Hafen arbeitet, ist dagegen genau informiert und bringt deshalb das Schiff sicher an seinen Platz.
Da kam mir der Gedanke: Wird unser Leben nicht manchmal auch mit einem Schiff verglichen? Reden wir nicht manchmal vom Lebensschiff? Allerdings. Hier im Internet fand ich gleich entsprechende Hinweise. Da gibt es einen Gedichtband mit dem Titel „Das Lebensschiff,“ und eine Predigt war überschrieben mit dem Titel: „Lebensschiff im Sturm.“

Und da ist ja auch etwas dran, an diesem Vergleich. Befinden wir uns nicht oft in entsprechenden Situationen? Manchmal tuckern wir mit unserem Lebensschiff fröhlich auf dem Meer des Lebens dahin. Und wir haben den Eindruck, das es immer so weiter gehen müsste, da kommen wir auch ganz gut alleine zurecht.

Aber manchmal kommt auch Sturm auf und dann sind wir froh, wenn wir irgendwo einen sicheren Hafen anlaufen können. Aber so ein Hafen, haben wir gehört, ist ein schwieriges Gebilde. Da brauchten wir einen sicheren Führer, einen Beistand der uns zu navigieren hilft, einen Lotsen eben.
Ob Gott daran gedacht hat, als er unser Lebensschiff auf das Lebensmeer setzte? Und da kam mir die Erleuchtung. Ja, genau das hat Gott getan. Genau genommen hat Jesus das veranlasst. Als er sein Erdendasein beendete und seine Jünger alleine in der rauen Welt zurücklassen musste, gab er ihnen eine Zusage:

.Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, (Apostelgeschichte 1, 8)

.Und dieser Heilige Geist wird auch genannt der Beistand, Führer und Fürsprecher. Und von ihm wird gesagt:
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. (Johannes 16, 13)

Schaut man sich die Funktionen des Heiligen Geistes an, hat man kaum Bedenken, ihn als einen Lotsen zu bezeichnen. Will er uns doch leiten, also sicher führen. Er zeigt uns, wo es Engpässe, Untiefen, gibt, wo die Fahrrinne gefährlich schmal ist und manches andere Beispiel könnten wir hier aufführen. Die Frage ist allerdings: Haben wir den Geist-Lotsen überhaupt an Bord gelassen? Wurde der Heilige Geist auch dir gegeben? Nur dann kann er auch für dich da sein und helfen.
Ich habe gelesen, das auf bestimmten Flüssen, die ins Meer münden und die besonders gefährlich sind und die der Kapitän nicht immer befährt, der Lotse praktisch immer an Bord ist. Solch einen Lotsen brauchen wir, der immer bei uns ist. Und tatsächlich sagt das auch die Bibel:
Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. (Johannes 14, 17)


Kein Christ kann es sich leisten, ohne den „Lotsen“ seine Route zu fahren. Viel zu schnell kentert dann ein Schiff, läuft es auf eine Sandbank auf oder bekommt ein Leck. Was das für das geistliche Leben bedeutet, ohne Hilfe, ohne dauernden Anwesenheit des Geistes durchs Leben zu fahren, können wir uns wohl vorstellen und ausmalen. Wir haben schon mit Erstaunen festgestellt, wie viele Christen Schwierigkeit haben, biblische Aussagen wirklich anzunehmen. Soll das die Wirkung des Heiligen Geistes sein? So sagen viele, was ich nicht verstehe, das glaube ich auch nicht. Der Geist aber erklärt uns die Dinge.

Oder, das ist ein ganz besonderer Effekt der Geistes, er erklärt manche Dinge nicht, weil sie aus einer höheren Dimension kommen und menschlich nicht erklärbar sind. Aber der besondere Effekt des Geistes besteht darin, dass er uns die tiefe Gewissheit gibt, das das, was die Bibel sagt und wir nicht begreifen, die Wahrheit ist. Und damit kann man nicht nur leben, dass befriedigt auch unseren Intellekt.

Denn ähnliche Dinge akzeptieren wir im normalen Leben auch. Ich glaube nicht, dass jemand z.B. die Relativitäts Theorie von Albert Einstein deshalb für falsch erklären wird, weil er sie nicht versteht. Nein, wir glauben und vertrauen, dass es so ist. Ähnlich ist es auch im Geistlichen. Im Grunde ist das aber nichts anderes als wirklicher Glauben. Denn die Bibel sagt ja, dass Glaube gerade darin besteht, nicht zu sehen und doch zu glauben. Wie gut, wenn wir den Heiligen Geist haben!


4. Der Mosaik Effekt


Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139, 14)

Ich habe eine Zeit lang des öfteren als Schreiner auf dem Bau gearbeitet. Da habe ich manchmal in den Pausen anderen Handwerkern zugeschaut, weil es mich interessierte und man davon lernen kann. An eine Sache erinnere ich mich noch genauer, nämlich daran dass ich einem Handwerker zuschaute, der ein Mosaik auf eine Wand verlegte.

Das kann eine sehr interessante Sache sein. Wie entsteht ein Mosaik? Ein Mosaik, wie es hier gemeint ist, besteht aus kleinen flachen Steinchen. Diese sind meist nur 2 oder 3 Quadrat Zentimeter groß, von sehr unterschiedlicher Form und in vielen sehr unterschiedlichen Farben. Das Mosaikbild selbst kann nur eine geringe Größe haben, es kann aber auch einige Quadratmeter groß sein. Aus diesen kleinen und sehr unterschiedlichen Steinchen soll nun der Handwerker, oder sagen wir lieber, der Künstler - denn ein gutes Mosaik ist schon ein Kunstwerk – ein Bild herstellen.

So ein großes Mosaikbild besteht dann u. U. aus einigen tausend Steinchen. Sieht man zunächst nur das Material, also die Steinchen, dann liegen diese in entsprechenden Behältern nach Größe, Form und Farbe geordnet. Man kann sich kaum vorstellen, dass aus diesen einfachen Steinchen etwas Kunstvolles werden kann. Und wenn ich und du das Bild erstellen sollten, würde es sicher kein Kustwerk werden. Aber unter der Hand des Künstlers sieht das ganz anders aus. Wer nicht informiert ist, wird absolut keine Vorstellung davon haben, was für ein Bild entstehen soll. Der Künstler aber weiß es.

Er wird das Bild gewissermaßen im Kopf, in seinen Gedanken haben, aber in der Regel besitzt er auch eine Zeichnung, die zwar in einem kleineren Massstab aber sonst getreu das Bild zeigt, dass er nun schaffen soll. Als Laie erscheint das ein fast unmögliches Unterfangen, wie aus diesen kleinen Steinchen ein herrliches Bild entstehen soll.

Schauen wir dem Künstler über mehrere Tage zu, werden wir einige erstaunliche Feststellungen machen, die uns vielleicht irritieren, weil wir, obwohl schon ein gutes Stück des Bildes existiert, wir immer noch nicht erahnen können, um was für ein Motiv es sich handelt. Wir befürchten vielleicht, dass der Künstler nicht die richtigen Steine am richtigen Ort placiert hat. Denn der relativ große schwarze Fleck in der linken unteren Ecke kann doch unmöglich zu dem sonst relativ hellen Bild passen.
Aber wenn wir die Arbeit des Künstler bis zum Schluss verfolgen, erkennen wir immer mehr, dass jedes Steinchen genau seinen richtigen Platz gefunden hat. Und wir stellen z. B. fest, dass der dunkle Fleck genau so dunkel sein muss, weil dadurch die benachbarte helle Stelle erst richtig zum Leuchten kommt. Und wir sind erstaunt wie kunstvoll und schön alles geworden ist und wir mit gutem Recht den Künstler loben dürfen.

Ähnliche Gedanken scheint schon der Schreiber des Psalms 139 gehabt zu haben. Man merkt es geradezu noch, dass er wohl auch manchmal den Eindruck hatte, was Gott da vorhat mit mir, das kann unmöglich klappen. Und geht es uns nicht allen so, dass wir manchmal denken: Ich bin wirklich nur ein schwacher Mensch. Da ist nicht viel „Material“, aus dem man etwas machen kann. Genau so wie wir den Eindruck hatten bei unseren Mosaiksteinchen. Aber was wir meistens vergessen: Das, was wir sind und haben, ist wirklich nichts besonderes, nur wie kleine unbedeutende Steinchen.
Aber das Wenige, was wir sind und haben, wird in der Hand des Künstlers, in unseres Gottes Hand, zu wertvollem Material, aus dem ER ein wundervolles Bild unseres Lebens machen kann. Und da gibt es auch manch dunklen Fleck, von dem wir meinen, den hätte Gott uns wirklich ersparen können.
War es wirklich nötig, dass wir durchs finstere Tal mussten? Aber wenn unser Lebensmosaik immer mehr sich der Vollendung nähert merken wir, dass gerade das dunkle Tal geradezu dazu geführt hat, dass die Gnade Gottes desto heller uns erschien. Und oft müssen wir mit David erkennen, dass gerade im finsteren Tal er, Jesus, bei uns war.
Und wir sollten bedenken, Gott handelt nicht zufällig an und mit uns. Er hat von Anfang an ein Bild von uns in seinen Gedanken. Er sieht und plant praktisch schon unser Lebensbild von Mutterleibe an, sagt die Bibel. Und er will etwas Herrliches aus uns machen. Das hat der Psalmist erkannt, welch ein herrliches Gebilde ist der Mensch! Wie wunderbar die Natur!

Aber gerade da gibt es auch Schwierigkeiten. Denn da das Steinchen sich willig an die Stelle placieren lässt wo der Künstler es will, und so das Bild am Ende genau der Vorstellung des Künstlers entspricht, sind wir, die lebendigen Steine, Menschen mit freien Willen, oft ein Hindernis in Gottes Plan mit uns. „Das kann Gott doch nicht von mir verlangen.“ hören wir da jemanden sagen. Als wenn Gott uns überfordern würde! „Das kann doch nicht Gottes Wille sein“ hören wir einen anderen und man wundert sich, dass unser „Lebensmosaik“ gar nicht so kunstvoll aussieht.

Sollte der Künstler einmal auf gravierende Schwierigkeiten stoßen, wenn zum Beispiel der Untergund sich als nicht geeignet erweist, kann der das in der Herstellung befindliche Bild herunterreißen und neu beginnen.
Solch einen Neuanfang hat auch Gott in Jesus vorgesehen: Wenn wir einsehen, dass durch unser egozentrisches Verhalten, durch unsere Sünde, Gottes Plan mit uns nicht gelingen konnte, dann kann und wird Gott uns vergeben in Jesu Namen, der alle Schuld am Kreuz getragen hat. Und dann kann es für jeden der es will wahr werden, was die Bibel sagt:

Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2.Korinther 5,17)

Und wenn wir dann willig uns dem Willen Gottes hingeben, weil wir unserem Gott voll vertrauen, wird auch unser Lebensmosaik letztlich ein schönes Bild sein, zur Ehre unseres Gottes.

Ich hoffe, dass diese kleinen Effekt-Erlebnisse manch einem, der diese Ausarbeitung liest oder hört, helfen, unseren Gott besser zu verstehen und ihm mehr zu vertrauen. Das wäre der beste Effekt, den ein Prediger überhaupt erreichen kann. Möge Gott es schenken.


Amen
Predigt v
on Robert Nowak www.nowakpredigtbuch.de 10.5.2006

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