Die Liebe Gottes ist ausgegossen
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    Bibeltext:
    Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen

durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist

Römer 5 Vers 5

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Der heutige Predigttext aus Römer 5 Vers 5 enthält drei wichtige Aussagen:
1. Er enthält eine gewaltige Zusage
2. Er enthält eine tiefe Gewissheit
3. Er enthält eine ernste Forderung

Zu 1: Die gewaltige Zusage

Unser heutiger Text spricht als erstes zu Menschen, die Jesus kennen und ihm dienen. Im allgemeinen Sprachgebrauch gesagt, er wendet sich an Gläubige. Aber zugleich ist es auch eine Zusage an alle, die sich mit dem Glauben an Jesus beschäftigen und noch keine Entscheidung getroffen haben. So ist es nicht nur eine Botschaft an die gläubige Gemeinde, sondern es ist zugleich ein Wort für alle Suchende nach Gott. Denn hier wird auch ihnen schon zugesagt, was sie im Falle einer Bekehrung zu Jesus erwartet.

Was ist das nun für eine Zusage? Sie bezieht sich auf die Liebe Gottes zu uns, an Jesus Gläubige. Vielleicht fällt uns dabei die besondere Formulierung auf. Es heißt nicht allgemein und unverbindlich: Gott gibt uns seine Liebe, oder er senkt sie in unsere Herz oder welche Formulierungen solch einen Prozess noch beschreiben könnten. Nein, es wird die ungewöhnliche Formulierung gebraucht: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen. Also nicht nur geträufelt oder Tropfenweise in uns hinein gegeben, sondern in der ganzen Fülle, die nur Gott geben kann.

Mir drängt sich dabei immer das Bild auf, dass hier gewissermaßen mit Eimern geschüttet wird, wie wir es im Sprichwort bei einem heftigen Regen sagen. Und genau das will offensichtlich dieses Wort uns auch vermitteln. Es mag uns im geistlichen Leben manches mangeln, an der Liebe Gottes aber nicht. Wenn wir unter unseren Punkt eins erklärt haben, dass es sich um eine gewaltige Zusage handelt, dann sehen wir das hier bestätigt. Unser Gott beweist sich hier als derjenige, der alles was er hat und bewirkt in der Fülle hat und tut. Und das gerade auch in der Liebe!

Zu 2: Eine tiefe Gewissheit
Wir hatten ferner formuliert, dass dieses Wort eine tiefe Gewissheit enthält. Das wird uns bewusst, wenn wir den Formulierungen genau nachspüren. Deshalb ist es wichtig so zu lesen, wie es offensichtlich auch gemeint ist: Die Liebe Gottes ist ausgegossen. Dabei liegt die Betonung auf dem kleinen Wort ist. Wenn ich richtig unterrichtet bin, nennt man das grammatikalisch vollendete Vergangenheit.
Das heißt, dass dieser Vorgang tatsächlich stattgefunden hat, er ist abgeschlossen.
Das Ausgießen der Liebe Gottes in unsere Herzen müssen wir nicht mehr erbitten, erhoffen und vielleicht durch gute Taten erringen, Nein! Hier ist gemeint, dass, wer in Reue und Buße seine Sünden vor Jesus bekannt hat und Jesus in sein Leben grundsätzlich aufgenommen hat, dem schenkt Gott in der Wiedergeburt auch die Fülle seiner Liebe. Es ist also ein großartiges Geschenk Gottes an uns, seine Kinder. Und das kann man wissen, das ist eine tiefe Gewissheit, denn die Bibel sagt:
Der Geist Gottes gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind


Zu 3. Eine ernste Forderung

Wir haben unter drittens formuliert: Unser Text enthält eine ernste Forderung. Dazu müssen wir aber zunächst einiges erklären.
Denn wir müssen erst einmal näher ausführen, worum es letztlich geht. Vor allem müssen wir uns klar machen, was Liebe ist, bzw. was Liebe hier im Zusammenhang mit unserem Bibeltext bedeutet. Auch hier müssen wir wieder genau erkennen, was wichtig ist, wenn wir den Vers lesen. Manchmal wird einem das besser bewusst, wenn man aufzeigt, was es nicht ist. Das scheint mir in diesem unseren Fall auch so zu sein

Deshalb wollen wir betonen das es in unserem Text nicht heißt: Die Liebe ist ausgegossen in unser Herz, sondern es wird ausdrücklich gesagt: Die Liebe Gottes ist ausgegossen. Und wenn man über Liebe spricht, muss man definieren, was im speziellen Fall damit gemeint ist. Denn wir müssen davon ausgehen, dass fast jeder eine eigene Vorstellung und Interpretation hat, was Liebe bedeutet oder wie der Betreffende selbst Liebe erklärt. Darum geht es hier aber nicht. Wir müssen deshalb - betonen wir es noch einmal - lesen, dass es ausdrücklich heißt: Die Liebe Gottes ist ausgegossen...

Es geht also um eine ganz spezielle Liebe, eben um göttliche Liebe. Und wenn wir die Bibel gut kennen, die ja die Liebe Gottes beschreibt, dann erkennen wir, dass Gottes Liebe, dass göttliche Liebe sich grundsätzlich unterscheidet von allen Definitionen und Erklärungen von Liebe die wir als Menschen kennen. So reden wir ja auch oft genug von verschiedenen Arten der Liebe. Wir sprechen etwa von der großen Liebe, von berechnender Liebe, von falscher Liebe, von erotischer Liebe, von eigennütziger Liebe, von enttäuschter Liebe, von leidenschaftlicher Liebe und manches andere kennen wir sicher auch noch.

Alle diese Erklärungen machen eins deutlich: menschliche Liebe ist sehr labil und fast immer egozentrisch. Letztlich steht immer das eigene ich im Mittelpunkt. Es geht darum, dass ich befriedigt oder verstanden oder entschädigt werde. Wenn jemand sagt, dass er die große Liebe gefunden habe dann geht es darum, dass er nun glücklich und zu beneiden ist. Wenn andererseits jemand in der Liebe enttäuscht wurde, dann geht es wiederum darum, dass er zu bemitleiden ist. Wie es dem Partner in solchen Fällen geht, ist letztlich dabei oft unerheblich. Bei erkalteter Liebe kommt es dann sogar zur Trennung und gegenseitigen Ersatzansprüchen und sogenannten Rosenkriegen.
Die Liebe schlägt dann oft genug in Hass um. Denn: menschliche Liebe ist immer eine Ich-weil Liebe. Da heißt es dann: Ich liebe ihn bzw. sie, bleiben wir mal bei den männlichen Ansichten - weil sie so hübsch ist, so ein tolle Figur hat, sie so einen guten Charakter hat, weil, weil weil. Das heißt, man liebt im Grunde immer darum und deshalb, weil der andere liebenswert ist und meine Liebe zu ihm mir etwas bringt. Ich habe einen Vorteil davon! Ich liebe: Weil es mir etwas bringt!

Eine Autorin hat eines ihrer Bücher den bezeichnenden Titel gegeben:
Ich liebe dich, wenn du dich mir fügst!

Wenn uns jemand nicht mindestens interessant oder sympathisch erscheint, verschwenden wir in der Regel gar keinen Gedanken der Liebe an ihn. Der Betreffende muss meiner Liebe würdig sein, sonst kommt gar nichts zustande. Und es gibt selten beständige Liebe. Die Liebe kann schnell auch vergehen. Und das sind nicht nur negative menschliche Erfahrungen, sondern auch Gott sieht so die unvollkommene menschliche Liebe.
So sagt er in Hosea 6, 4 zu seinem Volk:

Was soll ich dir tun, Ephraim? Was soll ich dir tun, Juda? Denn eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der frühmorgens vergeht.

Nun ist das nicht alles unbedingt verwerflich und für manches haben wir Verständnis.

Es sind eben Auswirkungen der menschlichen Liebe. Für uns entscheidend ist aber, dass das alles wenig mit der Liebe Gottes zu tun hat. Und in unseren Text geht es aber, wie wir festgestellt haben, grundsätzlich und speziell um die göttliche Liebe. Und Gottes Liebe ist eben ganz anders als menschliche Liebe. Deshalb wollen wir uns die Mühe machen einmal festzustellen, wie Gottes Liebe ist und wie sie sich von der menschlichen Liebe unterscheidet. Einige Bibelstellen werden uns das sofort klar machen: So lesen wir in Johannes 3, 16:

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.

Auch Gottes Liebe ist eine 'Ich-weil' Liebe, aber mit einem ganz anderen Hintergrund.. Sein Ich-liebe-weil... läuft immer darauf hinaus, dass Gott keinen Vorteil davon hat, dass er die Menschen liebt. Er wurde nicht glücklich, weil er uns liebte. Ganz im Gegenteil. Im Text heißt es ganz ausdrücklich, dass er aus Liebe zu uns seinen Sohn hingab. Und wir wissen nur zu gut, dass dieses Hingeben nichts anderes bedeutet, als dass Gott seinen Sohn an das Kreuz schlagen ließ. Für uns, die Sünder!! Die ihn in der Regel nicht einmal wiederlieben und dankbar dafür sind. Gott schaute nicht aus um die zu finden, die makellos, rein und sündlos und damit würdig waren, um ihnen seine Liebe zuzuwenden.

Da hätte er auch lange suchen können, ohne fündig zu werden! Nein, Jesus starb für die Sünder, starb zur Erlösung der Lügner und Betrüger, der Ehebrecher und Mörder, der Terroristen und Diebe, der Egoisten und der Lieblosen, er starb eben für dich und mich. Das mag provokant klingen, es ist aber genau das, was Gott getan hat und immer noch tut. Es ist richtig, wie es einmal von einem bekannten Theologen gesagt worden ist: Gott hasst die Sünde, aber er liebt den Sünder. Und den Sünder liebt er so sehr, dass er sogar sein Leben in der Person Jesu für die Sünder hingab.

Seine Ich-weil- Liebe hört sich so an: Ich liebe dich, weil du Liebe nötig hast und ohne meine Liebe verloren bist! Da spielt zunächst die Frage, wie der andere ist und ob er der Liebe würdig, sympatisch ist, überhaupt keine Rolle.

Betonen wir noch einmal: Gott schaut nicht erst, wo sind die Sympatischen, die, die meiner Liebe würdig sind. Nein, sein Grundsatz heißt: Gott, Jesus, liebt die, die Liebe brauchen und die ohne seine Liebe, die sich im Erlösungswerk manifestiert, auf ewig verloren wären.

Die Bibel bestätigt diesen Sachverhalt. So lesen wir in Römer 5, 8:

Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

Und wie sich diese Liebe zeigt, wird uns eindrücklich in 1. Korinther 13 geschildert, dem sogenannten Hohen Lied der Liebe. Hier haben wir es nicht mit einer allgemeinen Beschreibung von Liebe zu tun, sondern das ist eine Beschreibung der Liebe Gottes. Lesen wir:

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles...

Die Liebe hört niemals auf. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Hier haben wir noch einmal einen Hinweis darauf, dass uns eine große Gewissheit, eine Sicherheit zugesprochen wird. Denn es heißt ja, dass die Liebe niemals aufhört. Das ist auch ganz logisch, denn auch hier geht es ja um die Liebe Gottes. Und da Gott ein ewiger Gott ist und er zugleich auch der unveränderliche Gott ist, bleibt auch seine Liebe ewig, immer in gleicher Intensität und Treue.
Aber wir dürfen auch folgern, dass die Liebe Gottes immer auch bei mir bleibt. Das unterscheidet wiederum die Liebe Gottes von aller Art der menschlichen Liebe. Menschliche Liebe ist immer begrenzt. Selbst wo es Treue in der menschlichen Liebe gibt, endet sie doch letztlich bis dass der Tod euch scheidet wie es meist in der Eheformel gesagt ist. Aber auch im ewigen Leben, in der Gegenwart Gottes werden wir erst recht Gottes Liebe spüren und im wahrsten Sinne des Wortes erleben.

Und, auch das sollten wir sagen: Selbst wenn wir Gott betrüben, liebt er uns dennoch. In einem Gemeindelied heißt es durchaus richtig: Er liebt dich, auch wenn du ihm Kummer gemacht. Natürlich heißt das nicht, dass wir ihm leichtfertig Kummer machen dürften. Ganz im Gegenteil. Gottes überreich gegebene Liebe, die sich uns in guten Taten im Alltagsleben immer wieder zeigt, sollte uns vielmehr veranlassen, ihm Freude zu bereiten. Ist es aber dennoch einmal dazu gekommen, wissen wir, dass wir wieder zu ihm kommen können.

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn kommt das ganz deutlich zu Ausdruck. Der in massiver Sünde gefallene Sohn kehrt zu seinem Vater zurück und wird von diesem mit offenen Armen aufgenommen. So ist Gott! Enttäuschte Liebe bedingt bei Gott nicht Trennung, wie im menschlichen, sondern es gibt immer in der Vergebung einen Neuanfang und ein neues Fließen der Liebe.

Da mag vielleicht die Frage aufkommen: warum tut Gott das? Die Antwort darauf ist schon erstaunlich. Denn in gewisser Weise müssen wir sagen: Gott muss das tun. Warum? Nun, weil er Liebe ist. Liebe aber kann nicht anders als dem anderen Gutes zu tun. Eine gute Definition was Liebe ist heißt dem entsprechend:

Liebe ist, das höchste Wohlergehen des anderen aktiv wollen.
Dabei liegt die Betonung auf des anderen. Genau das hat Gott getan indem er Jesus für uns sterben ließ. Dabei hat er nicht an sich gedacht, er hat nur Kummer Leid und Schmerzen dadurch gehabt, weil er eben nicht nur mit schönen Worten sondern sich aktiv um unser Wohl gesorgt hat.
Geliebt zu werden macht glücklich, das ist eine alte Binsenweisheit. Und so liebt Gott uns, weil Liebe glücklich macht. Gott möchte uns in Jesus glücklich machen.

Welch ein Gott!!
Und hier kommen wir noch einmal zu unseren drei Punkten. Dort haben wir formuliert:

Der heutige Predigttext aus Römer 5 Vers 5 enthält drei wichtige Aussagen:
1. Er enthält eine gewaltige Zusage (haben wir erläutert)
2. Er enthält eine tiefe Gewissheit (haben wir erläutert)
3. Er enthält eine ernste Forderung (diese wollen wir jetzt erläutern)

Unser Bibeltext enthält also eine ernste Forderung, eine bestimmte Erwartung an uns. Denn es stellt sich doch die Frage, wie stehen wir zu diesem Gott der Liebe? Dabei müssen wir bedenken, dass Liebe immer so angelegt ist, dass ein inniges, eben liebendes Verhältnis zwischen den Beteiligten zustande kommt. Liebe will lieben und wiedergeliebt werden. Unerwiderte Liebe macht den Liebenden unglücklich. Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Aber Liebe bedeutet eben innige Gemeinschaft unter Personen. Und die ist nur gegeben, wenn Liebe gegeben und angenommen, angenommen und wieder gegeben wird. Deshalb nennt Jesus als oberstes Gebot:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt... (Lukas 10, 27)


Du sollst Gott lieben! Erst dann, wenn wir Gott wiederlieben, erfahren wir das ganze Glück der göttlichen Liebe. Aber ist uns auch das andere bewusst: Dass wir Gott unglücklich machen, wenn wir seine Liebe nicht erwidern? Unser eben zitierte Definition trifft auch auf das Verhältnis zu Gott zu:
Liebe ist, das höchste Wohlergehen des anderen aktiv wollen.

Es mag eigenartig klingen, aber wir haben es in der Hand, ob es Gott wohl ergeht oder nicht. Gott wird betrübt über unsere Sünden und der Lieblosigkeit, dann machen wir ihm Kummer. So lesen wir in der Bibel eine Aussage Gottes über sein Volk:

Aber mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. (Jesaja 43, 24)


Und so ich habe mich gefragt, warum Gott dennoch in so überreichem Maße seine Liebe in unsere Herzen gießt. Nun, das geschieht deshalb, weil er möchte, dass wir diese Liebe weitergeben an die Menschen mit denen wir Kontakt haben. Und das hat er uns so leicht gemacht, weil er seine Liebe in unsere Herzen gegossen hat. Und so heißt das zweite Gebot Jesu nach der Liebe zu Gott ja:

...und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Und der Nächste ist ja vor allem der, der ohne Jesus verloren ist für eine Ewigkeit. Deshalb ist es für uns so wichtig zu beherzigen, dass wir die einzigen Boten Jesu sind. Ich erinnere an den wichtigen Satz der heißt:

Jesus sendet nicht sein Engel in diese Welt um das Evangelium zu verkünden,
er kommt auch nicht selbst, um das zu tun, sondern er hat nur uns,

seine Jünger, beauftragt, die frohe Botschaft weiterzusagen.

Wenn wir es nicht tun, tut es niemand. Welch eine hohe Verpflichtung!
Aber auch welches Vertrauen setzt Jesus da in uns!

Wir wollen unseren Bibeltext aber noch weiter betrachten und lesen, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen. Für uns aufgeklärte Menschen ist das Herz nichts anderes als eine Pumpe, die das Blut durch die Adern transportiert. In der Bibel ist es aber ein Bild fürs Leben. Es bedeutet die Lebensmitte des Menschen, das, was für ihn das Wichtigste und Bedeutenste ist. Es soll deshalb sagen, dass die Liebe Gottes für uns das Wichtigste und Bedeutenste sein soll. Diese Liebe Gottes soll unser ganzes Leben, unseren Charakter unser ganzes Verhalten bestimmen.
Und da Gott uns kennt und weiß, wie unvollkommen wir sind und wie wenig wir oft bereit und fähig sind uns um des Evangeliums willen anzustrengen und zu leiden, hat er dafür gesorgt, dass die Wirkungen der Liebe, die unser Leben verändern sollen, nicht durch unsere eigene Kraft zustande kommen müssen. Nein, in unserem Text lesen wir abschließend, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist unsere Herzen

durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.

Auch hier müssen wir uns vielleicht korrigieren. Bei vielen Christen spielt der Heilige Geist fast überhaupt keine Rolle. Wir brauchen ihn aber, wenn unser Leben von der Liebe Gottes auch in der Hinsicht geprägt sein soll, wie es in Galater 5, 22 beschrieben ist:

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.

Der Geist Gottes also ist es, der das alles in uns wirkt. Aber natürlich geschieht das nicht automatisch. Der Geist Gottes ist zwar die Kraft, die wirkt, aber der Geist Gottes ist auch unser Beistand, wie er in der Bibel genannt wird. Beistand bedeutet aber, dass jemand etwas tut und ihm ein anderer dabei hilft, eben ihm bei-steht ihm zur Seite steht, wie wir sagen, bei seinem Tun. Weil er es alleine nicht schafft. Aber er muss schon auch selbst etwas tun. Das erwartet Gott auch von uns, dass wir den Geist Gottes wirken lassen, dass wir ihm gehorsam sind, dass wir ihn nicht betrüben oder in seiner Wirkungsweise durch Sünde dämpfen und dass wir gegebenenfalls durch Reue und Buße die ungetrübte Gemeinschaft des Geistes wieder herstellen.

Das heißt natürlich auch, das dass ganze ein Prozess ist, der sicherlich unser ganzes Leben bestimmen wird. Und vielleicht wird mancher fragen, warum das alles sein muss und soll. Die Antwort ist im Grunde genommen sehr einfach. Es geht darum, Gottes größtes Anliegen zu verwirklichen: Eine Welt zu retten vor der ewigen Verdammnis. Und um das durchzuführen braucht er Menschen, die tüchtige und geistliche Mitarbeiter sind. Die vom Geist Gottes getrieben sind um der Sorge des Reiches Gottes willen.

Das ist ja gemeint, wenn wir in unserem Punkt drei formuliert haben, dass unser Text eine ernste Forderung enthält. Denn Jesus erwartet, dass wir in seinem Namen und in der Kraft des Heiligen Geistes Arbeiter im Reich Gottes sind.

Denn der Befehl Jesu: Gehet hin... betrifft auch dich und mich. So unverständlich das im Letzten ist, ist es doch so, wie wir es eben in unserem Merksatz formuliert haben: Jesu hat nur uns zur Verkündigung seines Evangeliums. Aber um diesen Auftrag mit Erfolg durchführen zu können, brauchen wir die Liebe Gottes, die uns zu Menschen der Liebe macht mit den Eigenschaften, die in Galater 5, 22 genannt werden. Denn die Menschen, denen wir das Evangelium sagen, wollen nicht nur fromme Worte hören, sondern Menschen erleben, die von der Liebe Gottes verändert worden sind und die in Vollmacht beten und handeln können.

Aber nun sollte uns diese Erwartung Jesu nicht in Angst versetzen. Denn Liebe überfordert auch nicht. Im Gegenteil. Sie fordert, aber sie fördert auch. Jesus erwartet, dass wir ein ganz normales christliches Leben führen in dem ER der Mittelpunkt ist. Wenn dann auch nur ein geringes, aber williges Verlangen da ist, dem gerecht zu werden, dann sorgt die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist wirklich für alles andere, denn der Geist Gottes ist ja auch die göttliche Kraft, die durch uns wirkt.

In dieser Gewissheit sollten wir uns heute besonders freuen, denn:

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.


Amen

Robert Nowak, im Juni 2005


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