Wer ist und was wirkt

Der Heilige Geist


Bibeltext:

Jesus spricht:

Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben,

dass er bei euch sei in Ewigkeit:

den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann,

denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht.

Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.

Johannes 14, 16 – 18

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Wenn wir als Christen sagen: Ich glaube an Gott, dann meinen wir den Gott, den die Bibel uns bezeugt und der uns als der dreieinige Gott verkündet wird. Drei Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist – aber ein Gott. Welche Beziehung haben wir zu den einzelnen Personen? Ich nehme an, dass die meisten keine Probleme haben, Gott als den Vater zu verstehen. Wer ein einigermaßen gutes Elternhaus hatte, weiß, was ein guter Vater ist und er kann sicher ohne Schwierigkeit die Erfahrungen mit dem leiblichen Vater auf Gott, den Vater, übertragen.


Ähnlich – nehme ich an – wird es den meisten mit Jesus gehen. Ihn können wir uns wahrscheinlich noch am besten vorstellen. Schließlich ist er als Sohn Gottes Mensch geworden und hat hier auf dieser Erde gelebt, war körperlich zugegen und hat mit und unter uns Menschen gelebt. Auf vielen Bildern haben Künstler immer wieder versucht, Gott den Vater und auch Jesus uns in menschlicher Gestalt nahezubringen. Und wenn wir auch wissen, dass Gott nicht in ein menschliches Bild zu fassen ist, hilft es uns in der Regel doch, eine bessere Vorstellung von Gott zu bekommen.


Ganz anders ist es mit dem Heiligen Geist. Wenn wir die Bibel studieren, dann stellen wir fest, dass der Heilige Geist oft als „die Kraft Gottes“ dargestellt wird aber doch in der Sinne, dass er, genauso wie der Vater und Jesus, eben eine göttliche Person ist. Da fällt es uns schon schwerer, uns den Heiligen Geist vorzustellen. Denn wenn von seinem Erscheinen die Rede ist, dann sind das Bilder, die sich schlecht mit dem Begriff einer Person vereinbaren lassen. So erscheint der Heilige Geist bei der Taufe Jesus in der Gestalt einer Taube, zu Pfingsten offenbart er sich den Jüngern im Brausen des Windes und wird sichtbar in Feuerzungen.

Und in anderen Fällen offenbart er sich durch eine innere Stimme, nicht nur bei Propheten, sondern auch bei ganz 'normalen' Christen, ohne dass man sich eine Vorstellung machen könnte, wie wir ihn uns als Person vorstellen könnten. Das trifft besonders bei allen Wirkungen zu, die wir unter dem Begriff 'Charismen' kennen.

Und vielleicht ist es gut, dass wir uns den Heiligen Geist nicht mit einer menschlichen Gestalt vorzustellen brauchen, dass würde nur dazu führen, dass wir seine vielfachen Wirkungen nicht richtig einordnen könnten. Denn eines schon ist ganz besonders wichtig: wenn wir vom Heiligen Geist reden, dann eben von einem Geist. Ein Geist, der nicht an eine materielle Gestalt gebunden ist, ist überall und jederzeit zur Verfügung.

Auch Jesus, als er in menschlicher Gestalt hier auf Erden weilte, konnte immer nur an einer Stelle zugegen sein und wirken. Entweder war er in Jerusalem oder in Kapernaum. Er konnte nicht an beiden Orten zugleich sein. Damit war sein Wirken im gewissen Sinne begrenzt.

Der Heilige Geist ist aber praktisch immer und überall gegenwärtig und sein Wirken findet natürlich gleichzeitig an ganz verschieden Orten dieser Welt statt. Deshalb sind die Wirkungen des Heiligen Geistes so vielfältig, dass die Zeit einer Predigt nicht ausreichen würde um alle auch nur einigermaßen zu benennen und kurz zu erklären.


Aber einige wollen wir doch nennen, gerade die, die ihn uns als Person darstellen, obwohl er Geist ist. Denn 'Person' ist nicht an einem materiellen Körper gebunden. Und das sind ganz gewiss Wirkungen, die nur von einer Person ausgehen kann, wenn davon die Rede ist, dass der Geist Gottes redet, tröstet, uns beisteht, Weisheit vermittelt, lenkt, führt und leitet und uns Jesu Wort aufschließt, zu uns Menschen redet, uns göttliche Gaben vermittelt, die Frucht des Geistes wirkt und vieles mehr.


Wenn wir vom Heiligen Geist reden, haben manche die Vorstellung, dass der Geist Gottes erst mit dem Pfingstfest mit seinen Wirkungen begonnen hätte und er fast nur im Neuen Testament in Erscheinung träte. Das ist aber ein Trugschluss. Auch schon im Alten Testament wird der Geist Gottes in seinen vielfältigen Wirkungen beschrieben. Schon im 2. Vers des ersten Mose Buches wird von ihm berichtet. Als Gott die Erde geschaffen hatte und noch alles ungeordnet und chaotisch war, heißt es: Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. In manchen Übersetzungen heißt: Der Geist Gottes „brütete“ über dem Wasser, was unwillkürlich den Gedanken aufkommen lässt, dass es gerade der Heilige Geist war, der in seiner ungeheuren Weisheit und Intelligenz einen Plan „ausbrütete“, überlegte, wie das Chaos jetzt zu ordnen wäre.


Und in der Kraft des Geistes spricht Gott und aus der Finsternis wird Licht, und aus dem Chaos ein wunderbarer Blauer Planet, unzählige wunderschöne Pflanzen, Tiere und schließlich, als Krone der Schöpfung: Der Mensch. Und dieser Vorgang ist symptomatisch für alles, was nun im Reich Gottes geschieht. Wo besondere Actionen und Aufgaben zu erwarten sind, wo Gaben zu verteilen sind, dann geschieht das durch den Heiligen Geist.


Man kann mit guten Recht sagen, dass der Geist Gottes im Geistlichen das ist, was wir in unserem politischen Leben als Exekutive bezeichnen würden, die ausführende Instanz. In diesem Bild wäre Gott, der Herr, die Legislative, der die Gesetze erlässt. Wir denken dabei an die Verkündigung der 10 Gebote an Mose auf dem Berg Sinai. Jesus ist dann die Judikative, der Richter. Wobei wir bedenken müssen, dass ein Richter nicht nur verurteilt, sondern auch beurteilt, die Unschuld feststellt und den Freispruch spricht. Da die Bibel ein lebendiges Buch ist, die immer wieder von den Taten Gottes berichtet, ist es verständlich, das gerade vom Heiligen Geist, dem ausführenden Organ, immer wieder die Rede ist, wenn etwas Besonderes auszuführen ist.

Und das ist auch im Alten Testament immer wieder der Fall: Könige und Propheten werden mit dem Heilige Geist ausgestattet. Menschen mit besonderen Aufgaben brauchen nicht auf ihre eigene Kraft zu vertrauen, sondern bekommen die Kraft des Heiligen Geistes.
Da ist der Mann Gideon, von ihm ist geschrieben im Buch der Richter. (Richter 6 ff) Israel wird arg bedrängt von den Völkern der Mideanitern und Amalekitern, die immer wieder in Israel einfallen und alles vernichten. Gott spricht zu Gideon durch einen Engel und beauftragt ihn, die Feinde zu besiegen. Aber Gideon weiß um seine schwache Kraft und sein Unvermögen. Aber dann heißt es an einer Stelle:

Da erfüllte der Geist des Herrn den Gideon. (Richter 6, 34)

Und die Folge? Gideon besiegt den Feind. Israel wird frei von den Feinden. Und da ist der Hirtenjunge David, den Gott sich zum König für Israel auserwählt hat. Fast noch ein Kind und ohne besondere Begabung. Aber als der Prophet Samuel ihn zum König salbt, heißt es:

Und der Geist des Herrn geriet über David von dem Tag an und weiterhin. (1. Samuel 16, 13)

Und David wird ein hervorragender Regent über Israel, ein Mann nach dem Herzen Gottes, wie die Bibel ihn einmal nennt. Und von verschiedenen Königen und Propheten, die ja Gottes Willen verkünden sollen, hören wir, dass der Geist Gottes über sie kam.

Als Mose die Stiftshütte bauen soll, praktisch die irdische Wohnung Gottes, heißt es sogar, dass Gott die Handwerker, die am Bau beteiligt waren, mit dem Heiligen Geist ausstattete, damit sie die besten Kunstwerke herstellen konnten zur Ehre Gottes. Und noch ein anderes Ereignis sollte berichtet werden.


Der König der Moabiter beauftragte einen Mann mit Namen Bileam, der eine Art Wahrsager war, dass Volk Israel zu verfluchen, damit er es besiegen konnte. Dann aber kommt der Geist Gottes über Bileam und er kann Israel nicht verfluchen, sondern muss es segnen. Und der Moabiter König hatte keine Chance gegen Israel. So bewahrt die Kraft des Geistes Gottes ganze Völker, wie viel mehr jeden Einzelnen, der sich auf ihn verlässt!

Viele andere Beispiel aus dem Alten Testament wären noch zu sagen. Aber lassen wir es zunächst dabei. Wir haben schon an den wenigen Beispiel erkannt: Da, wo Gott konkret wirken will, ist immer der Heilige Geist am Werk.
Und genau das finden wir im neuen Testament bestätigt. Das Neue Testament beginnt ja in zwei Evangelien mit der Schilderung der Geschehnisse um die Geburt Jesu. Besonders im Lukas Evangelium ist uns das ausführlich beschrieben. Und das ist schon eine spannende und hochinteressante Geschichte.


Ein unbekanntes und auch wohl bis dahin unbedeutendes Mädchen mit Namen Maria wird von einem Engel besucht, der ihr ein – ja wie soll man es nennen? - ein unmögliches Angebot macht: Sie solle ein Kind, einen Jungen, gebären, und dieses Kind soll heilig sein von Geburt an, ja mehr noch, es soll Gottes Sohn sein. Maria ist zwar verlobt mit einem Manne Namens Josef.

Aber die Schwangerschaft soll offensichtlich sofort erfolgen, so das Maria fragt: Wie soll das geschehn, da ich keinen Mann habe? Und dann die Antwort des Engels:
Der Heilige Geist wird über dich kommen! (Lukas 1, 35)


Auch hier wieder, wo das ganz Außergewöhnliche, das fast Unmögliche geschehen soll, ist der Heilige Geist am Werk. Und Maria wird auf diese Weise schwanger und gebiert ein Kind,
das den Namen Jesus erhält und dessen Name nichts anderes bedeutet als: Gott hilft, Gott rettet. Durch den Heiligen Geist gezeugt ist Jesus wirklich Gottes Sohn, denn vom Geist gezeugt zu sein bedeutet ja eben, von Gott gezeugt zu sein. Und wenn ein Kind, ein Sohn, von Gott gezeugt ist, dann ist er logischerweise ein Sohn Gottes!

Und dass dieser Jesus wirklich der Sohn Gottes, Retter der Welt ist, der eine Menschheit von der Verlorenheit und Sündenschuld erlösen soll, wird wieder durch ein besonderes Ereignis bestätigt: Bei der Taufe Jesu erscheint über ihn der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube und die Stimme Gottes selbst erklärt: (Lukas 3,21)

Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr
hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme

kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen

Nun könnte die Vermutung aufkommen, dass ilm Neuen Testament die Art und Weise des Handelns des Heiligen Geistes dieselbe geblieben wäre, dass eben nur besondere Personen mit dem Geist erfüllt würden. Denn Jesus, der hier durch den Geist Gottes bestätigt wird, ist ja auch die ganz besondere Person. Das ist aber nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Etwas sehr bemerkenswertes hat sich verändert, wenn das zunächst auch nicht so direkt in Erscheinung tritt. Denn zu Pfingsten werden die versammelten Jünger mit dem Heilgen Geist erfüllt. Die ersten Jünger und Apostel, die schließlich, ähnlich wie die Propheten und Heerführer im Alten Testament schon etwas besonderes waren, da sie schließlich einen besonderen Auftrag erfüllen sollten.

Aber dann, in diesem Pfingstereignis erfahren wir eine wichtige Neuigkeit, und zwar in der Pfingstpredigt des Petrus. Nachdem Petrus eine längere Predigt gehalten hat, in der er das Handeln Gottes am Volk Israel und an Jesus erklärt hat, ruft er zur Entscheidung auf. Seine Botschaft hatte die Herzen vieler Zuhörer getroffen, so dass sie sich bekehrten. (Das ganze erinnert mich direkt an unsere Zeit an eine Evangelisation mit Billy Graham oder Ulrich Parzani)
Dann erfolgt ein ganz konkreter Aufruf zur Entscheidung. Da heißt es in der Apostelgeschichte:


Als die Zuhörer aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu
Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?

Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den
Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr
empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.
Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so

viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. (Apostelgeschichte 2, 37 – 39)

Ist uns aufgefallen, was das ganz Neue, das Außergewöhnliche in dieser Formulierung ist? Wir hatten festgestellt, dass der Geist Gottes bisher immer nur über ganz besondere Menschen ausgegossen worden war: Über Könige und Propheten, über Heerführer und Apostel. Das können wir auch gut verstehen. Jetzt aber sagt Petrus zu der Zuhörerschar, die ja aus ganz normalen Menschen bestand - und er ist sicher in diesem Augenblick selbst vom Heiligen Geist geleitet – dass sie Buße tun sollen, dass sie die Taufe empfangen sollen und dass dann alle, die das vollzogen haben, die Gabe des Heiligen Geistes empfangen werden. Das ist wirklich sensationell. Das, was bisher nur ganz Bevorzugte und besonders Beauftragte erfahren konnten, soll nun auch denen geschehen, die keinen klangvollen Namen, keine besondere Begabung haben, sondern die sich einfach zu Jesus bekehrt haben, die sollen den Heiligen Geist empfangen.


Und das war nicht nur denen verheißen, die zufällig bei der Pfingstpredigt des Petrus zugegen waren und sich bekehrt haben. Denn es heißt ja in der Botschaft: Auch alle, die ferne sind, die Gott noch hinzurufen wird, soll es ebenso ergehen. Es gilt also durch alle Zeiten. Das heißt doch, du und ich, wir alle, die wir im zweiten Jahrtausend leben, und an Jesus glauben, sollen erfüllt werden mit dem Heiligen Geist

Und das ist kein leeres Versprechen, sondern es ereignet sich in der Evangelistion immer wieder. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, dann erfahren wir, dass das geschah, wenn Menschen sich bekehrten. Ein Vers aus der Apostelgeschichte 8, 17 berichtet solch ein Ereignis. Da hatten sich Menschen bekehrt und die Apostel achten ganz bewußt darauf, dass diese Menschen auch erfüllt wurden mit dem Heilgen Geist. Und da, wo das noch nicht geschehen war, kam es zu dem, was unser Bibelvers berichtet:

Dann legten die Apostel ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.

An anderer Stelle wird berichtet, dass Petrus eine evangelistische Predigt hielt und es zu Bekehrungen kam. Und dann heißt es:

Noch während Petrus dies sagte, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten (Apostelgeschichte 10, 44)


Und eine letzte Stelle, obschon sich viele weitere in der Bibel befinden. In der Stadt Ephesus haben sich Menschen bekehrt, und auch hier achten die Apostel darauf, dass um die Erfüllung mit dem Heilgen Geist gebetet wird. Und es ereignet sich:
Paulus legte ihnen die Hände auf, und der Heilige Geist kam auf sie herab; sie
redeten in Zungen und weissagten. (Apostelgeschichte 19, 6)

Und wenn nun jemand sehr logisch nachgedacht hat, dann wird er sicher zu folgender Frage kommen: Warum bekommen nun alle den heilgen Geist? Dass ihn die Besonderen bekamen, das leuchtet ein. Sie hatten schließlich auch besondere Aufgaben zu erfüllen. Aber Du und Ich, wir sind doch im diesem Sinne nichts Besonderes. Warum benötigen wir offensichtlich den Heilgen Geist?

Das hat zwei gute Gründe:
1. Wenn wir uns bekehren, sagt die Bibel, dass wir dann eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung werden. Das heißt, wir sollen in unserem Denken, Wünschen und Handeln nicht die Alten bleiben, sondern neu, anders werden. Konkret gesagt, wir sollen in die Eigenschaft Jesu hineingestaltet werden. Das geschieht aber nicht in einem Augenblick, sondern das ist ein Prozess, ein Wachstum vom Kind zur reifen Persönlichkeit.

Es leuchtet sofort ein, dass das aus eigener, rein menschlicher Kraft unmöglich ist. Denn es geht dabei ja um bedeutende menschliche Eigenschaften. Eine Darstellung finden wir u.a. in dem Bibelvers Galater 5, 22:

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit,
Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.


In alle diesen Dingen sollen wir einen möglichst hohen Stand erreichen. Denn Menschen, die so gestaltet sind, daran hat Jesus seine Freude. Aber dazu ist eben mehr als menschliches Bemühen nötig. Dazu bedarf es einer außergewöhnlichen Kraft. Und genau das ist der Heilige Geist. Wenn man die hervoragendste Eigenschaft des Heiligen Geistes beschreiben will, dann ist das zweifellos der Begriff Kraft. Und das ist auch ganz logisch.


Wir wissen aus der Physik, dass die Kraft das Mittel ist, dass allein Veränderung bewirken kann. Kein Staubkorn bewegt sich vom Fleck, es sei denn, eine Kraft wirkt auf es ein. Und so heißt es in der Verheißung Jesu, die er seinen Jüngern gab, und zwar nicht nur den ersten Zwölf, sondern, wie wir heraus gefunden haben allen, die an ihn glauben, also auch mir und dir:
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen (Apostelgeschichte 1, 8)


Und der Heilige Geist bewirkt nun die Veränderung, die mit uns geschehen soll. Das heißt nicht, dass wir da unbeteiligt blieben. Nein, auf gar keinen Fall. Wir müssen uns immer wieder entscheiden, den Geist Gottes an uns wirken zu lassen, auch wenn es um Dinge geht, die uns schwer fallen oder Verzicht bedeuten.
Dann geht es manchmal um Dinge, die uns menschlich Befriedigung bereiten, die aber in Jesu Augen eines Christen nicht gemäß sind. Da muss oft auch Buße getan werden. Aber der Geist Gottes wird mit uns schon fertig, wenn wir uns ihm wirklich hingeben.

Nun könnte hier auch jemand fragen, warum die ganze Prozedur. Die Menschen um uns herum, die keine Christen sind, kommen doch meist im Leben auch ganz gut zurecht. Auch hier gibt es wieder einen guten Grund: Wir sollen Menschen, Christen werden, an denen Gott Wohlgefallen hat, über die er sich freuen kann. Und welcher ernsthafte Christ möchte nicht seinem Gott, möchte nicht Jesus Freude bereiten?

Aber es gibt noch einen anderen wichtigen Grund

2. In der Verheißung Jesu, seinen Geist zu senden, heißt es im ersten Teil:
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird

Dann aber heißt es weiter, und das ist praktisch die Erklärung, warum die Erfüllung mit dem Heiligen Geist erfolgt:

...und dann sollt ihr meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und
Samaria, ja bis ans Ende der Erde.

Aber eines müssen wir hier besonders beachten. Jesus sagt nicht, geht sofort los, den Auftrag zu erfüllen, sonder ER sagt: Wartet bis ihr den Heiligen Geist empfangen habt. Denn ohne ihn habt ihr nicht die Kraft dazu.

Und das ist auch das ganz Neue, die Verbreitung des Evangeliums wird nicht mehr nur ganz besonderen Menschen anvertraut, - wenn es auch immer wieder noch charismatische Evangelisten gibt - sondern jeder, der gläubig geworden ist und die Kraft des Heiligen Geistes empfangen hat, soll nun Zeuge Jesu sein. Und das bedeutet doch wiederum nichts anderes, als dass wieder ich und Du gemeint sind. Und das bedeutet auch nicht, das wir irgendetwas Besonderes zu tun hätten, sondern es bedeutet, dass wir ein ganz normales Leben führen, aber in allen Lebenslagen eben auch ein Christ, ein Evangelist sind. Und das fängt damit an, dass Menschen, mit denen wir zusammenkommen, aus unserem Denken und Handeln, aus unserem christlichen Verhalten erkennen, dass wir an Jesus glauben.


Wir erinnern uns an Galater 5, 22 , wo es um die christlichen Tugenden ging. Hier brauchen wir sie. Hier gilt der altbekannte Spruch: Du brauchst nicht von deinem Glauben zu reden, aber lebe so, dass du nach deinem Glauben gefragt wirst. Wir als Baptisten wissen besonders, dass es nötig ist, immer wieder die Botschaft zu leben, denn wir werden eben nicht als Christen geboren und auch nicht durch irgendeine kirchliche Handlung gerettet. Darum hat schon der Begründer unserer Gemeinden den Slogan verbreitet: Jeder Baptist ein Missionar, und das betrifft nicht nur diese unsere Glaubensgemeinschaft, sondern jeden Christen. Und wir wollen bedenken, es geht beim Christ werden nicht um eine neue oder bessere Weltanschauung, sondern allein der Glaube an Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, entscheidet über Leben und Tod in der Ewigkeit.


Deshalb möchte ich auch in dieser Predigt den Satz sagen, den ich mir vorgenommen habe, ihn möglichst in jeder Predigt zu sagen, weil er so wichtig ist. Er lautet:


Jesus sendet nicht seine Engel in diese Welt um das Evangelium zu verkünden,
er kommt auch nicht selber um das zu tun, sondern er hat nur uns,
seine Jünger beauftragt, die frohe Botschaft weiterzusagen.
Wenn wir es nicht tun, tut es niemand.
Welch eine hohe Verantwortung hat Jesus uns da auferlegt,
aber auch welches Vertrauen setzt er in uns.


Sorgen wir dafür, dass wir ihn nicht enttäuschen. Alle Voraussetzungen dazu haben wir, wie wir heute in diesem Exkurs über das Thema: Was ist und was wirkt der Heilige Geist, festgestellt haben.. Und Jesus wird uns danach beurteilen, wie wir mit dieser Erwartung des Herr umgegangen sind. Nicht umsonst finden wir in der Bibel das Wort:

Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem
himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. (Matthäus 10, 32 + 33)


Nun sollte uns das aber keineswegs Angst machen. Für Jesus zu leben und ihn zu bezeugen ist die schönste und dankbarste Aufgabe, die ein Christ nur wahrnehmen kann. Und es kommt nicht darauf an, ob sich unter deinem Zeugnis Menschen bekehren, sondern wichtig ist alleine, dass jemand durch dich in ein neues Fragen über den Glauben gekommen ist. Alles andere können wir getrost unseren Herrn Jesus überlassen, der durch den Geist Gottes dafür sorgt, dass allen Menschen das Evangelium gesagt wird und unser Zeugnis nicht vergeblich sein wird.. Und dass wir daran beteiligt sein dürfen, sollte uns mit Freude erfüllen.


Predigt von Robert Nowak www.nowakpredigtbuch.de

Köln 3. August 2005


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