Ihr werdet meine Zeugen sein

Bibeltext Apostelgeschichte 1, 8

... und werdet meine Zeugen sein

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Die Bibel formuliert in vielfacher Weise die Beziehung, die wir zu dem Urheber des Wortes, zu Gott, haben. Sie nennt uns z.B. Gotteskinder, seine Nachfolger, die Herde und weitere Benennungen könnten hier herangezogen werden.

Nun geschieht das alles nicht aus rhetorischen Gründen, sondern weil Gott uns sagen will, wer wir in seinen Augen sind und was er von uns erwartet. Denn es ist ein Prinzip Gottes, dass er uns auf der einen Seite fordert, etwas zu tun, uns andererseits aber auch fördert, damit wir etwas für ihn tun können.
Wenn Gott uns z.B. Kinder nennt dann heißt das, dass er unser Vater ist der uns versorgt, aber auch, dass wir ihm zu Gehorsam verpflichtet sind. Wir sehen daraus, das solche oft etwas abgenutzt erscheinende Begriffe Inhalte haben, denen es nachzuspüren lohnt, wenn wir Gottes Wort ernst nehmen und ihm wahrhaft dienen wollen. Unser heutiger Begriff steht in der

Apostelgeschichte 1, 8

Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Welt.

Der Bibeltext redet von Zeugesein. Man könnte denken, das betrifft nur die Jünger , die damals dort zusammen waren, als Jesus diese Worte sprach. Aber Jesus hatte schon zuvor ein für uns alle wichtiges Wort gesagt:

Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde auch ich vor meinen himmlischen Vater bekennen. Wer mich aber verleugnet, den will ich auch verleugnen vor meinen himmlischen Vater. (Matthäus 10. 32)

Und der sogenannte Missionsbfehl, gilt ja auch nicht nur für die sogenannten Profis, sondern für alle, die sich Jünger nennen. Wie heißt es in Markus 16,15:
Und er, Jesus, sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium
aller Kreatur

Fazit: Zeuge sein gilt allen, die Christus kennen. Wer ihn kennt muss sich auch zu ihm bekennen. Zeuge sein gilt allen Christen. Es heißt, ihr werdet sein, es ist keine Aufforderung, kein 'Ihr sollt', sondern eine Feststellung. Wir sind Zeugen, ob wir wollen oder nicht. Frage: Sind wir gute Zeugen ?

Was ist ein Zeuge.
Man kann vier "Arten" von Zeugnissen benennen. Da ist:
1. Zeuge aufgrund eines persönlichen Erlebnisses
2. Zeugnis aufgrund der Bereitschaft zu leiden um des Evangeliums willen
3. Zeuge aufgrund der Erkenntnis einer höheren Wahrheit
4. Zeuge aufgrund von Verhaltensweisen
Kommen wir zu

1. Zeuge aufgrund eines persönlichen Erlebnisses

Der Ausdruck stammt aus dem Rechtsleben. Danach ist ein Zeuge jemand, der durch eigenes Wissen und Erleben von einer Tatsache berichten kann. Im Deutschen hat das Wort die Bedeutung: sich an etwas erinnern, sich auf etwas besinnen, das man erlebt hat. Ein Zeuge ist also immer eine Person, die etwas erlebt hat, aus eigener Anschauung etwas mitzuteilen hat. Kein Gericht kennt einen Zeugen an, der sein Wissen aus zweiter Hand hat.
Später hat sich der Begriff im klassischen Altertum wie auch im Neuen Testament noch erweitert.
Zeuge aufgrund der Erkenntnis einer höheren Wahrheit .
Davon später mehr.
Schauen wir in unsere heutige Situation als Christen hinein, stellen wir fest, dass es mit dem Zeugesein man sich recht schwer tut. Allerdings war das wohl schon immer so. Als der Herr Jesus nach seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren war, saßen sein Jünger, die ja jetzt schon Zeugen sein müssten, ängstlich hinter verschlossenen Türen. Aber dass es zu schwer werden würde, hatte Jesus schon berücksichtigt. Denn Zeugnis von Jesus zu geben, kann zu allen Zeiten Verfolgung, Hass und Nöte bereiten So sagt Jesus nicht zu seinen Jüngern: Geht sofort los, wenn ich zu meinem Vater zrückgekehrt bin, sondern er sagt:
Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe. (Lukas 24, 49)
Um ein rechter Zeuge Jesu zu sein, bedarf es also der Kraft aus der Höhe, das ist der Heilige Geist. Es geht also gar nicht so sehr darum, was wir können und nicht können, sondern dass der Geist uns hilft, Zeuge zu sein. Dazu muss der Geist ungetrübt in uns wohnen können. Und tatsächlich haben die ersten Jünger Pfingsten, das Kommen des Geistes, erlebt. Und dann hören wir, dass sie furchtlos wirklich in aller Welt das Evangelium gepredigt haben, in der Kraft des Heiligen Geistes.Das können und sollen auch wir!

Bevor wir uns näher mit unserem Zeugesein befassen, wollen wir erst unseren Blick lenken auf den, der uns erst zum Zeugen macht, auf Jesus: Er wird in der Bibel im Buch der Offenbarung Kapitel 1 Vers 5, der treue Zeuge genannt. Dieser Jesus, der treue Zeuge, musste erst kommen und uns von Gott berichten. Ohne ihn hätten wir keine wirkliche Erkenntnis wie Gott ist und was er will. Und Jesus lebt sein Leben als ein ständiger Zeuge, als der Gesandte Gottes, als Messias, der aus eigener Anschauung von den himmlischen Gegebenheiten ja von Gott selbst zu berichten weiß. Von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes gibt er sein Leben lang Zeugnis nicht nur mit Worten sondern in der Tat, indem er Kranke heilt, Besessene frei macht und Bedrückten hilft und die Hungrigen speist. Und mit vielen Worten gibt er Zeugnis vom Willen Gottes. So ist er auch ein Zeuge der höheren Art, der Erkenntnisse zu berichten weiß, die über unsere normalen Erkenntnis weit hinausgehen, die aber wahr sind und von jedem ehrlichen Menschen auch als wahr empfunden werden.

Noch eine weitere Bedeutung des Begriffes Zeuge im Neuen Testament muss genannt werden.
2. Zeuge aufgrund einer Bereitschaft zum Leiden um des Evangeliums willen

Im Urtext steht an den Stellen wo wir meist Zeuge stehen haben ein Wort, (Martyria=Zeugnis) das auf unseren Begriff 'Märtyrer' hindeutet. Ein Zeuge ist einer, der mit seinem Leben für sein Zeugnis von Gott eintritt. Das muss nicht bedeuten, dass er sein Leben als Zeuge Jesu lässt, sondern, dass er bereit ist, grundsätzlich wegen des Evangeliums auch zu leiden, Nachteile auf sich zu nehmen.

Genau hier hat Jesus die Aufgabe als 'treuer Zeuge' erfüllt. Er ging für sein Zeugnis, dass Gott in ihm diese Welt von Herzen liebt, an das Kreuz, setzte sein Leben als Märtyrer ein. Und bewies sich im Tod als der rechte Zeuge Gottes, der wirklich von Gott gesandt und beauftragt war. Denn dieser Gott holte seinen treuen Zeugen aus den Tod, ließ ihn auferstehen.
Und dieser auferstandene Jesus erwartet nun von uns, dass wir seine Zeugen sind. Bevor wir uns mit unserem Zeugnissein beschäftigen möchte ich einige Ratschläge dazu geben. Diese sind mir im Laufe meines Glaubensleben wichtig geworden und vielleicht können sie dem einen oder anderen eine Hilfe sein.

a.) Wenn man in eine neue Situation kommt, z.B. eine neue Arbeitsstelle antritt, neue Bekanntschaften macht, einem Verein beitritt, sollte man von Anfang an nicht nur sagen wer, sondern auch was man ist. Meist ergeben sich bald Gespräche über Familie, Beruf und Hobbys. Hier muss man die Gelegenheit ergreifen, z.B. schon bei einer Vorstellung, und ein kurzes Zeugnis geben, ganz einfach. Etwa so: Ich habe dieses oder jenes Hobby, aber wichtig für mich ist, dass ich zu einer christlichen Gemeinde gehöre wo ich gerne hingehe. Das genügt fürs erste. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meist bald die Frage kommt: zu welcher Gemeinde gehören sie. Hier sollte man wieder mit kurzen Worten erklären was eine evangelisch freikirchliche Gemeinde ist, bzw. die Baptisten. Es hilft zum Verständnis wenn man erwähnt dass Billy Graham und Martin Luther King und einige amerikanische Präsidenten Baptisten sind bzw. waren. Das nimmt so ein bisschen den Geruch der Sekte, der bei vielen Leuten da ist. Für den Anfang genügt das vollkommen.

b.) Man sollte sein 'Pulver' nicht auf einmal verschießen. Manche nutzen irgendeine Gelegenheit um eine sehr ausführliches Zeugnis zu geben. Danach haben sie dann in der Regel nichts mehr zu sagen. Besser ist es, immer nur das zu beantworten, was gerade gefragt wurde. Man hat dann Gelegenheit, des öfteren darüber zu sprechen. Ich habe diese Methode ausprobiert und nie Schiffbruch dabei erlitten. Natürlich werden sich auf Grund solcher Gespräche die Betreffenden nicht gleich bekehren. Aber wir brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben und können bei Bedarf ohne Scheu gemeindliche Dinge erwähnen. Wenn wir dann noch erwähnen, dass zur Gemeinde nur Menschen gehören, die auch wirklich glauben und dass wir keine Kirchensteuer sondern nur freiwillige Beiträge bezahlen, haben wir die Sympathien schnell auf unserer Seite. Nun weiter zu unserem Thema: Die erste Frage die uns da trifft, ist die: Was haben wir erlebt mit Jesus? Die ersten Jünger sagten einmal:

Wir können es nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. 
(Apostelgeschichte 4. 20)

Sind wir noch eine Erlebnisgemeinde? Wissen wir noch von Zeichen und Wunder Gottes durch die Kraft Jesu zu berichten? Ich fürchte, wir haben es hier schwerer als die ersten Christen. Aber was wir erlebt haben, auch wenn es scheinbar kleine Dinge sind, sollten wir in Freiheit berichten. Andererseits sind wir gefordert wieder mehr im Glauben zu erbitten. Wie oft beten wir mit Kranken, wie oft bitten wir um Wunder Gottes im Gemeindeleben?

Ihr habt nicht, darum, dass ihr nicht bittet! (Jakobus 4,2 )

Wir müssen wieder mehr Mut haben im Glauben etwas zu erwarten. Wie heißt es im Markus 16, 17:

Die Zeichen aber die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinen Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben und wenn sie etwas Tödliches trinken wird es ihnen nicht schaden. Auf Kranke werden sie die Hände legen, so wirds besser mit ihnen werden.

Das dürfen nicht nur schöne Worte für die Schriftlesung sein, sondern das muss wieder mehr wahr werden in unserem Gemeindeleben.

Aber auch von der anderen Art des Zeugeseins haben wir gesprochen:
3. Zeuge durch Erfahrungen höherer Art
glaubhaft zu berichten weiß. So wie Jesus von seinem Vater im Himmel berichtete, den er uns ja nicht als Person zeigen kann. Aber von der ganzen Art seiner Berichterstattung merkte man, dass er ein wahrer Zeuge war. Wie kann es in unserm Leben zu solch einem Zeugnis kommen? Das Wort Gottes sagt:

Der Geist Gottes gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. (
Römer 8. 13)

Jesus hat uns den Geist gesandt, damit uns Heilstatsachen bewusst werden, die weit über unser normales Erleben hinausgehen, die aber so konkret sind, dass sie für uns zu einer unumstößlichen Gewissheit werden. Von daher 'wissen' wir, Jesus ist der Sohn Gottes, er ist gestorben und auferstanden. Wer das im Glauben erfasst hat, kann darüber glaubhaft Zeugnis geben so, als wenn man unter dem Kreuz gestanden wäre und in das leere Grab hineingeschaut hätte. Aber von mehr noch können wir berichten, was wir erlebt haben am eigenen Leib und Geist: Dass die Liebe Gottes in unser Herz strömt, dass wir Friede für unsere Seele gefunden haben, dass wir von Sündenschuld befreit sind und nun ein fröhliches Christenleben führen können. Und dass wir auch darum wissen, dass wir unsere Ewigkeit bei Gott verbringen werden, weil der Geist uns sagt, dass wir Kinder Gottes sind Und das ist doch pures Evangelium!

Manchmal sind wir sehr zurückhaltend mit unserem Zeugnis. Aber sagen wir es noch einmal: Gott schickt nicht seine Engel, um das Evangelium zu verkünden. Er kommt auch nicht selbst, um das zu tun. Er hat nur uns, seine Nachfolger beauftragt, die Gute Nachricht weiter zu geben. Wenn wir es nicht tun, tut es niemand!!.

Vielleicht wird dem einen oder anderen bewusst, wie oft er hier versagt hat. Das ist nicht das Ende unseres Zeugnisses. Petrus war in der gleichen Situation. Er hatte seinen Herrn verleugnet, war das Zeugnis schuldig geblieben. Aber er erfährt Vergebung seiner Schuld nachdem er Buße getan und über sein Versagen geweint hatte. Jesus vergibt auch uns gerne, wenn wir in Reue und Buße über so manches Versagen zu ihm kommen. Dann kann unser Zeugnis ganz neu und echt und mutig werden. Denn Gott hat uns zugesagt, das er uns gerade auch in schwierigen Situationen helfen will, Zeuge zu sein. Es heißt in seinem Wort:

Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt, denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.
(Matthäus 10, 18 +19)
Nun werden wir kaum in solche schwierigen Situationen kommen. Aber wie viel mehr wird er uns helfen mutig in den kleinen Gegebenheiten des Alltags Zeugnis zu sein, wenn wir nur etwas Mut haben.

Ich will dazu noch einmal das kleine Zeugnis erzählen, das ich vor einiger Zeit hatte und in einer anderen Predigt schon einmal erwähnt habe, aber hier passt es sehr gut hin: Ich habe damals während meiner Berufstätigkeit bei der Justiz des öfteren in der Kantine gegessen und habe, wie ich das von zu Hause gewohnt bin, vor dem Essen gebetet, und zwar sichtbar, d.h. ich habe beim Beten die Hände gefalten, als äußeres Zeichen des Gebets. Eines Tages kam eine ältere Dame an meinen Tisch und erklärte, dass sie des öfteren beobachtet habe, dass ich vor den Essen bete. Sie sei eine Jüdin, leider nicht fromm erzogen, wie sie erklärte. Aber dass ich öffentlich mich zu meinen Glauben bekannte und betete, habe sie doch sehr beeindruckt. Wir kamen in ein gutes Gespräch über den Glauben. So kann Gott schon ein geringes Zeugnis segnen.

Meine Frau hatte ein kleines Erlebnis. Vor einiger Zeit kam zu ihr eine Fusspflegerin. Eines Tages erklärte ihr diese, sie komme besonders gerne zu ihr, weil sie immer so gute Dinge über den Glauben zu berichten wisse. Demnächst lade sie sich einmal zum Kaffee ein, um mehr darüber zu hören, erklärte sie Auch hier eine einfache Alltagssituation und doch ein Zeugnis für ihn. Gott wird uns kaum, wie in dem Bibelwort gesagt, vor Fürsten und Königen führen. Aber vor Bekannten und Verwandten und Arbeitskollegen werden wir schon gestellt und dann ist unser kleines mutiges Zeugnis gefragt.

Damit kommen wir noch zu einer weiteren Art, Zeugnis sein zu können, nämlich dadurch, dass die Liebe Gottes durch unsere Verhaltensweise zu den Menschen kommt. Dass sie durch uns sehen, was der Geist Gottes vermag.
Und eine vierte Art des Zeugeseins:
4. Zeuge aufgrund persönlicher Verhaltensweisen.
Wir kennen das Wort Zeugnis ja auch aus unserer Ausbildungszeit, da bekamen wir auch ein Zeugnis. Es war ein Dokument, das Auskunft gab über unseren Lerneifer, unser Leistungsvermögen über unser persönliches Verhalten, kurz, über die Qualität unserer Persönlichkeit. Die Art wie wir Zeugnis geben über unserer Erfahrungen mit Jesus ist auch ein Ausweis unserer geistlichen Persönlichkeit. Dabei geht es nicht nur um das verbale, mit Worten gesprochene Zeugnis, sondern um das Zeugnis durch unser Leben. Im Galaterbrief 5, 22 ist die Frucht des Geistes genannt:

Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung.

Und Gottes Wort sagt uns, dass durch die Liebe, die wir untereinander in der Gemeinde haben, die Welt erkennt, dass wir Jesus Jünger, also Zeugen, sind. Welch große Möglichkeit haben wir hier zu zeigen, dass es wirklich möglich ist, sich selbst zu verleugnen und nach Gottes Regeln zu leben. Wirklich einmal den unteren Weg zu gehen. Die innere Freude und Befriedigung lassen uns das Opfer bald vergessen.

Oft aber lässt Gott nicht einmal zu, dass wir Nachteile haben. Auch hier ein kleines Zeugnis. Bei meiner Tätigkeit im Gericht kam es dazu, dass wir neue Büroräume zugeteilt bekamen. Und wie üblich wollte jeder den besten Raum haben. Ich entschloss mich, an den ganzen Treiben nicht teilzunehmen und mit dem zufrieden zu sein, was übrig blieb. Übrig blieb ein kleiner unscheinbarer Raum aber ich war es zufrieden, auch den konnte man gemütlich einrichten. Aber plötzlich war ein Raum mehr da als erwartet und ein schöner großer, heller Raum wurde mir zugeteilt. Damit will ich nicht sagen, dass wir nicht um des Glaubens und des Zeugnisses willen nicht auch Nachteile auf uns nehmen müssen. Wir haben bei Jesus schon gesehen, dass eine Zeuge auch Märtyrer werden kann, der sein Blut für sein Zeugnis lässt. Nun werden wir, Gott sei Dank, wohl kaum unser Leben lassen müssen für unser Zeugnis. Und manchmal segnet Gott dann unsere Bescheidenheit um seines Willen.

Aber im weiteren Sinne ist der Märtyrer ein Mensch, der auch bis zur letzten Konsequenz um seines Glaubens und Zeugnisses willen bereit ist, Opfer auf sich zu nehmen.

Sind wir um Jesus und des Zeugnisses willen manchmal auch bereit, wirklich ein Opfer zu bringen, ein Opfer das weh tut, aber notwendig ist? Das ist nicht leicht, kann aber durchaus einmal von uns gefordert werden. Ich weiß von wichtigen Diensten, die nicht erfüllt wurden, weil jemand nicht bereit war, in eine andere Stadt oder nur in eine andere Wohnung zu ziehen. Ich weiß aber auch von Geschwistern, die viel aufgegeben haben um ganz dienen zu können. Als wir vor Jahren eine christlich-soziale Stiftung gründeten und Geld brauchten um ein Haus für Bedürftige zu kaufen, verkaufte eine Familie ihr Eigenheim und spendete das Geld für das erste Haus. Welch ein Entschluss! Aber die Familie wurde reich gesegnet.

Aber allen die dazu bereit sind, ist Gott in Jesus besonders nahe. Wir lesen von Stephanus, dem Blutzeugen Jesus, dass er in der Sterbestunde ein gewaltiges Zeugnis von Gott gibt und dann den Himmel offen sieht und Jesus zur Rechten Gottes sitzen. Er ist in dieser furchtbaren Situation noch in er Lage zu rufen:

Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht,
welch eine großartige geistliche Haltung!

Zum Schluss möchte ich den Bericht über einen Blutzeugen aus dem 2. Jahrhundert nach Christi vorlesen, ein eindrucksvolles Zeugnis eines Menschen, der mit seinem Leben für Jesus eintrat.

Der Märtyrertod des Polykarp, Bischof von Smyrna

Ausschnitt eines Briefes der Gemeinde zu Smyrna an die kleinasiatischen Gemeinden aus dem Jahre 156 n. Chr.

Als Polykarp ins Stadion ging, geschah eine Stimme vom Himmel: "Sei stark, Polykarp, und halte dich mannhaft."
Und niemand sah den, der das sagte. Diejenigen aber der Unseren, die dabei waren, hörten die Stimme. Als er schließlich hereingeschafft wurde, fragte ihn der Statthalter, ob er Polykarp sei. Und als dieser bejahte, suchte er ihn zu überreden, doch zu verleugnen und sprach: "Schone dein Alter, schwöre und ich werde dich freilassen. Lästere Christus."

Da sagte Polykarp: "Sechsundachtzig Jahre diene ich Ihm, und er hat mir nie ein Unrecht getan. Wie soll ich meinen König lästern können, der mich errettet hat!"

Der Statthalter sprach: "Ich habe wilde Tiere, denen kann ich dich vorwerfen, wenn du deinen Sinn nicht änderst."

Er aber sprach: " Rufe sie, denn wir halten unverändert daran fest, dass man sich nicht vom Guten zum Bösen kehren darf, wohl aber vom Schlechteren zum Gerechteren."

Der Statthalter erwiderte: "Ich werde dich mit Feuer verbrennen lassen, wenn du die Tiere verachtest, so du deinen Sinn nicht änderst."

Polykarp aber antwortete: "Du drohst mir mit Feuer, das nur eine Stunde brennt und bald erloschen ist. Du kennst nämlich das kommende Gericht und die Strafe nicht, das Feuer, das für die Gottlosen bereitet ist. Aber was zögerst du, tue, was dir beliebt."

Während des Gesprächs wurde Polykarp mit immer größerer Kühnheit und Freudigkeit erfüllt. Und sein Antlitz überzog ein Glanz, so dass er gar nicht mehr von dem, was zu ihm gesagt war, berührt wurde. Der Statthalter staunte vielmehr, sandte dann einen Herold in die Mitte des Stadions und ließ dreimal verkündigen: Polykarp hat bekannt, dass er ein Christ ist.

Kaum war dies geschehen, als man auch schon anfing, Holz und Reisig zusammenzutragen. Als aber der Scheiterhaufen gerichtet war, legte er alle seine Kleider ab. Als sie ihn aber annageln wollten, sagte er: "Lasst, denn der, der es mir schenkt, den Feuertod zu erleiden, der wird es mir auch geben, dass ich ohne eine Befestigung durch Nägel unbeweglich das Feuer aushalte."

So nagelten sie ihn nicht an, sondern banden ihn nur. Er aber tat seine Hände auf den Rücken und ließ sich binden wie ein Widder der aus einer großen Herde ausgesucht worden ist zur Dahingabe, zum Ganzopfer, Gott wohlgefällig zubereitet. Dann blickte er zum Himmel empor und betete:

"Herr, allmächtiger Gott, der du der Vater deines geliebten und hochgelobten Sohnes Jesus Christus bist, durch den wir Erkenntnis über dich empfangen haben. Du Gott der Engel und des ganzen Kosmos und des ganzen Geschlechtes der Gerechten, die von dir leben, ich danke dir, dass du mich dieses Tages und dieser Stunde gewürdigt hast, eingereiht zu werden in die Zahl der Märtyrer und teilzuhaben am Kelch deines Christus zur Auferstehung zum ewigen Leben nach Seele und Leib in der Unvergänglichkeit des Heiligen Geistes.

Lass mich vor deinem Angesicht heute unter sie aufgenommen werden über einem reichen und wohlgefälligen Opfer, wie du es zubereitet und sichtbar gemacht und erfüllt hast, du Gott, der du nie trügst und wahr bist. Deshalb lobe ich dich auch über allem, danke dir, preise dich um des ewigen Hohepriesters Jesus Christus willen, deines geliebten Sohnes, durch den dir Ehre gebührt, Ihm und dem heiligen Geist jetzt und in alle Ewigkeit, Amen."

Als er das Amen emporgeschickt und sein Gebet vollendet hatte, zündeten die Brandknechte das Feuer an. Sobald eine große Flamme hochschoss, sahen diejenigen ein Wunder, denen es geschenkt war, wir, die wir auch bewahrt worden sind, damit wir das Geschehene der Nachwelt verkünden können:

Die Flamme schien wie eine gewölbte Kammer, wie ein Segel, das vom Wind aufgebläht ist. Sie ummauerte förmlich den Leib des Märtyrers, und in der Mitte schien sein Fleisch nicht versengt zu werden, sondern es sah aus wie ein Brot, das hell gebacken ist, oder wie Gold und Silber , das im Ofen glüht. Und wir rochen einen angenehmen Duft vom Scheiterhaufen her, wie Weihrauch oder andere, köstliche Essenzen.

Soweit der Bericht. Natürlich ist das ein besonders dramatisches Ereignis, das uns aber nicht Angst machen sollte. Zeigt es doch, dass gerade in den schwersten Situationen die Hilfe Gottes so nahe ist, das selbst das Martyrium seinen Schrecken verliert. Das sollte uns, die wir für viel weniger in der Regel gefordert werden, Mut machen, ein gutes Zeugnis von der Liebe Gottes in Jesus zu sein.

Amen !

Predigt von Robert Nowak, Heikendorf bei Kiel. 13. 10. 96 www.nowakpredigtbuch.de)

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