Was Jesus am Kreuz für uns bewirkte

für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft !

Bibeltext zur Predigt, Matthäus Evangelium
Auswahl aus Kapitel 27 ab Vers 35:

Da sie ihn aber gekreuzigt hatten,...schrie Jesus um die neunte Stunde laut und sprach: ...Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? ... Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.. ... und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf , und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen. ... Aber der Hauptmann und die bei ihm waren und Jesus bewachten,
da sie sahen das Erdbeben und was geschah, erschraken sie sehr und sprachen:
Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen !
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Es war schon zu biblischen Zeiten so:

...das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren gehen, uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft! (1.Korinther 1, 18)

So verschieden kann die Aussage über das Ereignis dieses Tages sein. Wie die Formulierung über Karfreitag, dem Tag der Kreuzigung und des Todes Jesu lautet, hängt von der jeweiligen persönlichen Erfahrung des einzelnen mit diesem Jesus ab. Habe ich eine solche, dann weiß ich, dass dieses Geschehen am Kreuz eine entscheidende Bedeutung für mein Leben hat, für mein Leben in

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Dann ahne ich auch, was es Jesus gekostet hat, für mich am Kreuz zu sterben. Hat jemand keine persönliche Erfahrung mit Jesus, mag ihm manches in den folgenden Ausführungen fremd und überzogen vorkommen, solange, bis er selbst eine persönliche Erfahrung mit dem Gekreuzigten macht. Dazu wäre heute auch die Gelegenheit.

Wenn man über die Frage nachsinnt, was es Jesus gekostet haben mag für uns zu sterben, wird wohl der Akt der Kreuzigung vor unserem inneren Auge stehen, ein Vorgang, brutal und grausam und furchtbar genug um auszurufen: Nein, Herr, so sollst du nicht sterben, so nicht leiden, nicht für mich, dessen bin ich nicht wert! Und obwohl wir uns wohl des Einmaligen bewußt sind, was am Kreuz geschah, wollen wir uns - auch um der Kritiker willen - einmal die Frage stellen: Was war denn das Besondere am Kreuzestod Jesu auf Golgatha? Dass hier jemand sein Leben läßt in Erfüllung eines Auftrags, dass hier einer sein Leben gibt für andere, ist dass das Besondere von Golgatha? Ein kritischer junger Mann, mit dem ich einmal über Glaubensfragen sprach, sagte mir in diesem Zusammenhang: Das ist doch nichts Besonderes, was da geschah, nichts Überragendes. Schon mancher Fanatiker ist für seine Idee in den Tod gegangen, manche Mutter hat den Tod erlitten, um ihre Kinder zu retten, schon mancher Mann trat für seinen Freund mit dem Tode ein.

Man kann nicht umhin, man muss diesem jungen Mann Recht geben. Wäre allein die Hingabe des Lebens des Menschen Jesus in den Tod für andere das Besondere am Sterben Jesu, wäre das natürlich eine heroischen Tat, ein Opfer höchster Art, aber ohne lebendige Kraft und Macht für mein und dein Leben. Dann stände Jesu Sterben wirklich in der Reihe der Märtyrer, die im Laufe der Geschichte ihr Leben für Glauben und Idee gegeben haben. Dann wäre er ein Märtyrer für den Glauben, wie ein Stephanus, ein Jakobus und viele andere, und nicht einmal der erste, dann Johannes der Täufer wurde schon hingerichtet, als Jesus noch in Jerusalem predigte.

Dass der, der am Karfreitag auf Golgatha am Kreuz hängt, nicht irgendein Mensch ist,
sondern der Sohn Gottes, damit Gott in Person! Das ist das Besondere!

So hatte es der Hauptmann unter dem Kreuz schon erkannt, der bekennt:

Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! (Matthäus 27, 54)

Dass in Jesus Gott, der Unsterbliche, der von seiner göttlicher Natur und von seinem Wesen her gar nicht mit Leiden und Sterben in Zusammenhang zu bringen ist, dass dieser Gott in Jesus an das Kreuz ging um für mich zu sterben, wer kann das ermessen und begreifen? Und das ist das Besondere dieses Tages: Karfreitag. Wenn uns das neu bewußt wird, wird uns auch sofort klar werden, dass das Leiden Jesu am Kreuz nicht das einzige Schwere ist, das er um unsertwillen durchgemacht hat, es wird uns klar werden, dass seine Leiden und seine Opferbereitschaft noch viel weiter, viel tiefer gegangen sind. Denn die Tatsache, dass Jesus als Sohn Gottes, als Gott in Person am Kreuz litt, beinhaltet doch zugleich, dass er von Ewigkeit her von diesem Opfer gewusst und darauf zu gelebt hat. So sagt Gottes Wort im 1. Petrusbrief 1, 18 - 20:

Wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid... sondern mit dem teurem Blut Christi... Er - Jesus - ist zuvor ersehen, ehe der Welt Grund gelegt war!

Das bedeutet dann auch, dass er vom Anbeginn zu diesem Opfer bereit war, mit allen Schmerzen und Leiden, das heißt, dass er sich all der Todesangst, die er später im Garten von Gethsemane und am Kreuz so akut empfunden hat, schon von Ewigkeit her bewußt war. Und trotz dieses Wissens war er bereit, schon vor Grundlegung der Welt, schon bevor wir Menschen ins Leben gerufen wurden, uns, die wir allein Schuld an seinem Tod tragen, für uns die Herrlichkeit Gottes zu erkaufen.

Welch ein Heiland, welch ein Opfer! Welch eine Liebe!

Denken wir weiter daran, dass Jesus die himmlische Herrlichkeit verlassen musste, nicht nur um als Mensch zu leben, sondern wie ein Verbrecher hingerichtet zu werden. Er musste sein göttliches Wesen ablegen und verleugnen, er musste als Schöpfer zum Geschöpf werden. Was das bedeutet, können wir ja gar nicht ermessen. Wie schwer fällt es uns schon, wenn wir z.B. von einem höheren in eine niedrigen Lebensstandard wechseln müssen. Jeder, der von einer gut bezahlten Stellung plötzlich arbeitslos wird, weiß das.

Jesus, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist vollkommen eins war, musste in die vollkommene Gottverlassenheit gehen und ausrufen: "Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Das ist das Besondere, das überwältigend Andere im Vergleich mit allen anderen Opfern die Menschen je gebracht haben. Und das alles um mir, dem Sünder, dem Unwürdigen zu ermöglichen, einmal dahin zu kommen, woher er gekommen ist: in die himmlische Herrlichkeit und in die Gemeinschaft des liebenden Vaters. Das alles hat er getan, um mir zu geben, was er aufgegeben hat. Wenn wir das alles recht begreifen, werden wir gestehen müssen: Herr, wir können nur erahnen, nie ermessen, was du für uns getan hast. Aber zugleich wissen wir auch: So, und nur so war es möglich. dass ich, dass du, dass eine Menschheit errettet werden konnte von Sünde und Schuld, indem der gerechte, schuldlose Gottessohn für die Ungerechten, für die Schuldigen starb.

Denn nur dadurch, dass Gott in Jesus selbst für uns in den Tod ging war gewährleistet, dass hier nicht nur ein großartiges Beispiel an Opferbereitschaft gegeben wurde, sondern dass dieser Tod zu einer lebendigen Kraft wurde, Kraft genug, um die Sünden aller Menschen durch alle Zeiten zu tilgen. Kraft genug die sowohl in die Ewigkeit hineinwirkt wie auch in das Leben, in die Wirklichkeit heute und jetzt eines jeden einzelnen, der Christus angenommen hat. Eine Kraft, die heute unzählige Christen bekennen läßt: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und ich weiß, dass Jesu Wort auch an mir wahr wird: Ich lebe, und ihr sollt auch leben, weil hier die Kraft der unendlichen Liebe am Werke war und weil wir wissen, dass auf Karfreitag ein Ostern folgte. Jesus ist nicht nur in den Tod gegangen, sondern ist durch den Tod hindurchgegangen und zum Leben durchgedrungen. Jesus ist auferstanden! Auch dadurch unterscheidet sich sein Opfer von allen anderen großen Taten dieser Welt.

In den Tod gegangen sind viele, auferstanden ist nur ER!!

Deshalb ist es keine Einbildung, nicht nur eine Vermutung, sondern eine tiefe Gewissheit durch den Geist Gottes, dass dieser Tod entscheidende Bedeutung für mein Leben hat, für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Die Bedeutung des Todes Jesu für meine Vergangenheit

(Dieser Abschnitt nach Thielicke, Arbeit und Stille, Heft 92, 1968)

Wenn der ewige Richter einmal meinen Namen aufruft und die Stunde meiner Verantwortung geschlagen hat, dann wird er fragen: Wer bist du? Und noch ehe ich antworten kann wird der Verkläger das Wort ergreifen und zur Antwort geben: Wer dieser ist? Er ist der, der so viel Ungutes getan hat. Er hat seinen einsamen Kollegen dicht neben sich übersehen, weil er keine mitfühlende Liebe hatte. Er war Knecht seines Ehrgeizes und hat erbärmlich wenig geliebt. Er ist der, der so oft keine Zeit hatte, wenn es um einen Dienst für die Gemeinde ging, der keine Lust hatte, zum Gottesdienst zu kommen." Und jeder kann hier sein ganz persönliches Versagen anführen. Und indem der Verkläger das sagt, wird tatsächlich die ganze Vergangenheit vor uns aufstehen und wir werden ihm recht geben müssen, so schwer und peinlich das auch ist. Denn ich 'bin' doch meine Vergangenheit, nicht wahr!

Wenn ich wissen will, wer jemand ist, frage ich nach dem, was er hinter sich hat, nach seiner Vergangenheit, was er geleistet und wo er versagt hat, was er getan und gelassen hat. Jeder Chef, der einen Angestellten einstellt, fragt nach seinem Lebenslauf, weil er sich sagt: so wie es bisher mit ihm war, so wie seine Vergangenheit war, so ist er eben. Wenn es mit dem, was ich hinter mir habe, einmal ganz ernst wird - und vor dem ewigen Richter ist es ganz ernst und unausweichlich - dann bin ich schnell am Ende. Aus dieser Identität meiner Vergangenheit finde ich nicht heraus. Aber dann, wenn es ganz kritisch wird, tritt mein Anwalt, mein Fürsprecher Jesus Christus hervor und ergreift das Wort.

Und dann wird er sagen: "Es stimmt alles, was du gesagt hast, Verkläger. Und doch ist alles ganz falsch. Denn das, was dieser hinter sich hat, das 'ist' er nicht mehr. Ich habe es durchgestrichen und als meine Last auf mich genommen, ich habe die Anklageschrift zerrissen und an das Kreuz geheftet." (Kolosser 2, 14)

Und zum Richterthron hin wird er sagen: "Wenn du gefragt hast, Vater und Richter, wer dieser hier ist, dann sage ich: er ist der, für den ich gestorben bin, und mit dem ich und an dem ich gelitten habe. Er ist mein Bruder geworden, er hat sich von mir annehmen lassen. Er wusste um seine Sünden, um sein Versagen. Aber er hat unter meinem Kreuz gestanden, hat Buße getan und hat es angenommen, als ich ihm sagte: Sei rein! So ist er jetzt, Vater, mein und dein Eigentum." Und der Vater wird jeden, für den Jesus spricht, aufnehmen in die ewige Herrlichkeit. Das ist das Wunder der Wandlung, die durch Jesu Tat am Kreuz geschieht: Ich bin nicht mehr identisch mit meiner Vergangenheit, mit meiner Schuld, sondern ich bin eine neue Kreatur, frei von jeder Anklage und mit einem Anrecht auf den Himmel. Das tat Jesu für mich!

Die Bedeutung des Todes Jesu für meine Gegenwart

Was bedeutet nun der Tod Jesu für das Heute, für das Jetzt, für mein akutes Leben? Gegner oder Kritiker des Christentums erklären oft: Der christliche Glaube ist nur ein Geschäft mit dem Tode. Sie meinen damit, dass alle Verheißungen der Bibel erst für die Ewigkeit gelten, wobei sie der Meinung sind, dass nach dem Tode alles aus ist, dass es keine Ewigkeit gebe und dass damit die Verheißungen letztlich Betrug seien. Für das Leben heute bleibe nichts. Zumindest müsse man auf Verdacht hin glauben, man gehe ein Risiko ein, ob das, was versprochen ist, auch wirklich eintrifft. Soweit die Kritiker. Was haben wir Christen dazu zu sagen?

Christus hat uns nicht nur Verheißungen für die Ewigkeit gegeben, sondern er hat gesagt, dass er seinen Jüngern Leben und volle Genüge geben will, hier in dieser Welt. Und wir können es bezeugen: Jesus und die Wirkungen seines Todes und seiner Auferstehung sind erfahrbar! Wie? Rufen wir es uns in Erinnerung und sagen wir es den Kritikern mit den drei wichtigsten Erfahrungen:

1) Die Heilsgewissheit

Wer sich bekehrt hat, seine Sünden 'unter das Kreuz brachte', der weiß, dass er errettet ist.

Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. (Römer 8, 16)

Das bezeugen unzählige Christen. Das ist wirklich ein neues Lebensgefühl, neue Lebensqualität zu wissen, mir ist Vergebung meiner Schuld gewiss. Und das bewirkt

2) Friede mit Gott

Da kommt ein Leben zur Ruhe. All die quälenden Fragen: Warum lebe ich, wer bestimmt über meinem Leben, was kommt nach dem Tode? sind geklärt. Denn durch seinen Tod hat Jesus uns den Zugang zum Vaterherzen geöffnet. Wir dürfen zu ihm Abba, lieber Vater sagen. Gott, mein Vater! Das gibt Sicherheit und Vertrauen. Damit läßt sich leben. Und dieser Vater-Gott gibt uns:

3) Die Kraft des Heiligen Geistes

Wir sind nicht allein in diesem Leben mit unseren Problemen. Jesus, der gute Hirte, sorgt für uns. Als er nach seiner Auferstehung zum Vater ging, versprach er uns:

Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, ich sende euch einen anderen Tröster, einen Beistand, den Heiligen Geist. (Apostelgeschichte 1, 8, u.a.) 

Der Heilige Geist gibt uns Kraft für das Leben im Alltag. In seiner Kraft und Jesu Namen können wir gottwohlgefällig leben, der Sünde widerstehen, sogar den finsteren Mächten gebieten, dass sie keinen Anteil an unserem Leben haben, uns nicht schaden dürfen. Da werden Kranke gesund oder bekommen Kraft und Mut, zum Tragen. Wir könnten noch vieles hinzufügen, aber lassen wir es damit gut sein.

Bleibt noch die Frage, was ist:

Die Bedeutung des Todes Jesu für meine Zukunft

Der Tod Jesu garantiert mir, dass ich nicht gerichtet und verurteilt werde, wenn ich einmal vor dem allmächtigen Gott stehe, wie wir es schon bei der Schilderung über die Vergangenheit ausgeführt haben. Aber damit nicht genug. Jesus sagt uns zu, dass er uns eine Wohnung bereiten wird. Wir werden also in der Ewigkeit ganz individuell 'wohnen', im Himmel, im göttlichen Ambiente. Es wird kein Leid, kein Schmerz, kein Geschrei, kein Tod mehr sein, wie die Offenbarung das so anschaulich schildert. Gott wird bei uns wohnen. Wir werden Abendmahl feiern mit dem dreieinigen Gott und mit der unübersehbaren Schar der Erlösten und sogar mit Jesus die Völker richten, mit ihm regieren in Ewigkeit in seinem himmlischen Reich. Wunderbar! Wer mag das alles aufzählen und schildern was uns dort erwartet. Selbst die Bibel sagt, dass es Dinge und Zustände sind, die noch kein Ohr gehört, kein Auge gesehen hat und in keines Menschen Herz gekommen sind.

Das alles hat Jesus bewirkt durch seinen Tod am Kreuz, für meine Vergangenheit Gegenwart und Zukunft
und hat es auf wunderbare Weise bestätigt durch seine Auferstehung

Natürlich klingt das alles enthusiastisch und begeistert, aber müssen wir das nicht sein über all dem, was Gott durch Jesus an uns und für uns getan hat? Sicherlich. Sollte und muss uns das nicht in eine tiefe Ehrfurcht, Dankbarkeit uns Anbetung bringen, wenn an diesem Karfreitag der Gekreuzigte uns noch einmal so besonders eindringlich vor die Augen gestellt wird? Und können und dürfen wir all das Gute, das Gott uns in Jesus gab nehmen und genießen ohne darauf zu reagieren? Von Zinsendorf, dem Begründer der Herrnhuter Brüdergemeinden, wird gesagt, dass er einmal ein Gemälde des Gekreuzigten Christus betrachtete, an dem die Aufschrift befestigt war: Das tat ich für dich, was tust du für mich? Das hat ihn so tief getroffen, dass er von diesem Moment an sein Leben ganz in den Dienst Jesu stellte, seine Kraft, seine Zeit, sein Geld, sein Leben.

Wie steht es damit bei mir, bei uns? Ich habe die für mich erschreckende Feststellung gemacht, dass manche Christen der Meinung sind, dass, weil sie aus Gnaden errettet sind, sie gegenüber Jesus zu nichts verpflichtet sind. Wir können nichts für Gott tun, wird dann oft erklärt. Hat Jesus nicht gesagt: Ohne mich könnt ihr nichts tun? Gewiss! Aber er hat eben gesagt 'ohne mich' könnt ihr nichts tun, aber mit ihm und durch ihn können wir viel tun. Paulus bekennt:

Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus. (Philipper 4, 13)
Natürlich sind wir aus uns heraus zu schwach, um auf die Dauer Gutes zu tun. Aber Jesus hat ausdrücklich gesagt:
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. (2. Korinther 12, 9)
Und Paulus weiß:
Wenn ich schwach bin, bin ich stark! (2. Korinther 12, 10)

Das heißt doch, wenn ich wirklich in Jesus bin, brauche ich nie schwach zu sein!

Und so sagt Jesus doch geradezu, dass wir gute Werke tun sollen, auf dass die Menschen es sehen und darüber Gott preisen. Und gerade wegen seiner unendlichen Gnade, wegen seiner Erlösung am Kreuz sind wir ihm verpflichtet. Die Bibel sagt, dass wir erkauft sind mit dem teuren Blut Christi. Wenn Jesus uns aber erkauft hat, dann gehören wir nicht mehr uns, sondern ihm. In alten Zeiten wusste man noch, was das heißt 'erkauft zu sein'. Es hieß, dass der Herr, der einen gekauft hatte, volles Verfügungsrecht über den Gekauften hatte, er war dessen Eigentum, sein Sklave. Und auch die Bibel sagt in Bezug auf Jesus, dass wir, die Erlösten, sein Eigentum sind, z.B. im Epheserbrief 1, 13 + 14

...die ihr versiegelt seid mit dem Heiligen Geist,... welcher ist das Unterpfand unseres Erbes zu unserer Erlöser, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.

Natürlich verlangt Jesus das nicht von uns, er läßt uns alle Freiheit, auch als seine Nachfolger. Auch finden wir das Wort Sklave in neueren Bibelübersetzungen nicht, das aber nur, weil das im Urtext dafür gebrauchte Wort hier mit 'Knecht' übersetzt wird, aber das gleiche wie 'Sklave' bedeutet. Wer Jesus von Herzen liebt, der gibt sich ihm gerne ganz hin. Paulus geht ja so weit, dass er von sich sagt:

Paulus, ein Knecht (Sklave) Jesu Christi! (Römer 1,1)

Und Paulus wusste, was er sagte. Ein Sklave, ein Knecht sein, bedeutet - ich zitiere aus einem christlichem Lexikon - : Der Sklave gehört von Natur aus nicht sich, sondern einem anderen / es ist der Dienst eines Menschen in völliger Bindung an einen Übergeordneten. Es soll noch einmal betont werden: Jesus verlangt das nicht von uns. Im Johannes Evangelium 15,15, sagt er sogar :ausdrücklich:

Ich sage hinfort nicht mehr, dass ihr Knechte seid..., euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid.

Warum begibt sich dann Paulus freiwillig in diese Position? Weil er weiß, dass wir Menschen uns nie selbst gehören können. Wer Gott, wer Jesus nicht dient, ist ein Sklave, ein Knecht der Sünde. Es mag paradox klingen, es ist aber eine erfahrbare Wahrheit: Wer sich Jesus vollkommen unterordnet, wie ein Sklave seinem Herrn, der freiwillig bereit ist zu sagen: ich gehöre nicht mir selbst, sondern einem anderen, ich bin bereit zu dienen in völliger Bindung an Christus, der wird recht frei! Und so weiß sich auch Paulus zugleich als Sklave und als Apostel Jesu, aber auch in seinem Apostelamt in der völligen Hingabe an Jesus, die Gebundenheit an ihn, macht ihn erst recht frei. So lesen wir in Johannes 8, 16:

Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.

So wie der Sklave mit allen was er hat, mit Leib und Leben, mit Hab und Gut, mit seinem Intellekt, mit allen positiven Kräften, mit Körper und Geist seinem Herrn dienen muss, so gibt sich Paulus, so geben sich immer wieder Christen freiwillig dem Herrn Jesus hin. Weil sie begriffen haben, dass sie das dem Gekreuzigten schuldig sind. Denn er hat uns erkauft aus Sünde und Schuld, aus Tod und Verderben und das hat ihm wahrhaftig mehr gekostet als ein paar Mark oder Dollar. Als vor Zeiten in Amerika die Sklaverei abgeschafft wurde, gab es Menschen, die freiwillig bei ihren Herrn blieben weil sie wussten, so gut, wie mich dieser Herr versorgt, kann ich mich selbst niemals versorgen. Und sie blieben als freie Mitarbeiter bei ihm. Genauso erfahren wir es als Christen: So gut wie bei diesem Herrn und Gott sind wir nirgends sonst aufgehoben., deshalb bleiben wir bei ihm.

Legen wir uns doch heute, an diesem Tag, wo wir uns besonders der Leiden Jesu am Kreuz erinnern, doch auch einmal die Frage vor: in wieweit diene ich meinem Herrn eigentlich. Gehören ihm alle meine Kräfte, oder bekommt er gerade noch das, was nach Arbeit und Stress, nach Vergnügen und Freizeit, nach Familie und Freunden noch übrig bleibt? Wie viel Prozent meiner Zeit, meines Geldes, meiner Arbeitskraft gehören ihm? Täglich 10 Minuten Stille Zeit, Sonntags eine Stunde Gottesdienst? Reicht das? Können wir heute unter dem Kreuz stehen, in das blutige Antlitz, auf die durchbohrten Hände und Füße unseres Heilands sehen und es damit genug sein lassen? Wäre das nicht der Tag, einmal mein Leben als Christ zu überprüfen und gegebenenfalls mich zu korrigieren? Der Tag an dem man Buße tut über all das Versäumte und rechtschaffene Buße tut insofern, dass es ab heute anders wird?

Was wäre das für ein Zeugnis für unseren Gott, welch eine Wohltat für unsere Gemeinden, die immer unter Mangel leiden: an Zeit, an Arbeitskraft, an Mitarbeitern, an Geld. Und wir sind es, die das alles haben und zur Verfügung stellen könnten, wenn wir nur wollten. Vielleicht eine harte Rede, mag jemand denken, viel verlangt. Aber messen wir all das, was wir tun können, an dem, was Jesus für uns getan hat! Dann bleibt all unser Tun gering und wenig, aber dennoch wichtig.

Amen!

Predigt von Robert Nowak,   www.nowakpredigtbuch.de

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