Das Wesen des Heiligen Geistes
a) Der Heilige Geist, eine Person

Predigttext:
Matthäus 22. 37 - 39


Eine einseitige Theologie hat offensichtlich bei vielen Christen die Meinung hervorgebracht, dass der Heilige Geist zwar eine Kraft sei die von Gott ausgeht, aber keine eigenständige Persönlichkeit. So kommt es, dass manche Christen wohl eine Liebesbeziehung zum Vater-Gott und zu Jesus, dem Sohn Gottes und Erlöser haben, aber zum Heiligen Geist besteht in der Regel solch eine Beziehung nicht. Dabei soll gerade der Heilige Geist in besonders nahen Kontakt zu uns treten, da er uns ja erfüllen, in uns wohnen, uns zu seinem Tempel machen soll!

Die Bibel lehrt deutlich, dass der Heilige Geist eine Person des dreieinigen Gottes ist. Das bedeutet, dass er selbst eine eigenständige Persönlichkeit, ein lebendiges göttliches Wesen ist, zu dem man eine ebenso innige persönliche Beziehung haben kann und soll, wie zu Vater und Sohn. Das Wort der Bibel, dass uns auffordert, Gott zu lieben, können wir, ohne dem Wort Gewalt anzutun, auch so lesen:

Du sollst lieben Gott, deinem Herrn, in Vater, Sohn und Heiligem Geist, von ganzen Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. (Matthäus Evangelium Kapitel 22, Vers 37 - 39)

lasst uns deshalb neu lernen und akzeptieren, dass der Heilige Geist eine liebens-'würdige' Persönlichkeit ist, und deshalb wollen wir anhand des biblischen Befundes uns noch einmal ganz bewußt die Mühe machen, der Personalität des Heiligen Geistes nachzuspüren.

(Dabei genügt es nicht, auf die Wortbedeutung zurückzugreifen. Das lateinische Wort ‘persona’, auf das unser Begriff Person gründet, bezeichnet nur die Maske, die der Schauspieler trug. Im Laufe der Zeit hat dieser Begriff aber eine ganz andere Bedeutung bekommen.)

Deshalb müssen wir natürlich definieren, was wir unter Personalität, unter Person verstehen wollen. Da hilft es uns, dass wir als Menschen uns zu recht als Personen bezeichnen. Da wir nach dem Bilde Gottes geschaffen wurden, können wir daraus auch in Bezug auf die Personalität Gottes Rückschlüsse ziehen, auch wenn Gott das alles natürlich in einem viel größeren, höheren, eben vollkommenen Maße ist und letzte Geheimnisse bleiben. Auch wollen wir bedenken, dass 'Personsein' nicht an einem materiellen Körper gebunden ist. Die Merkmale einer normalen, gesunden Person sind, dass sie denken, empfinden und handeln kann, oder, anders ausgedrückt, dass sie Verstand, Gefühl und Willen hat. Wenn wir feststellen, dass der Heilige Geist einen Verstand hat, dann nicht nur deshalb, weil er gewissermaßen an der unerschöpflichen Intelligenz Gottes angeschlossen wäre oder nur allgemein an dem Verstand Gottes teilhaben würde, sondern weil er als eigenständige Persönlichkeit auch einen eigenen Verstand besitzt. Die Bibel sagt im Schöpfungsbericht 1. Mose 1 2b, nachdem erklärt wurde, dass die Erde noch ein großes Chaos war:

... und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.

In manchen älterem Übersetzungen heißt es noch, anders übersetzt: 'Der Geist brütete auf dem Wasser.' Hier drängt sich die Vorstellung auf, dass gerade der Heilige Geist es war, der in ungeheurer Weisheit und Intelligenz plante und überlegte, wie das Chaos jetzt zu ordnen und neu zu gestalten wäre. Die Bibelstelle Johannes 14, 26 sagt, dass der Heilige Geist lehrt und erinnert, was nur eine Person kann, die über einen eigenen Verstand verfügt.

Aber der Tröster, der Heilige Geist , den mein Vater senden wird in meinen Namen, der wir euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Auch die Tatsache, dass der Heilige Geist als 'Tröster' bezeichnet wird, weist ihn als Person aus.

Dass der Heilige Geist ein Wesen mit Empfindungen, mit Gefühlen ist, sagt die Bibel ebenfalls deutlich. Wenn es anders wäre, wäre er nicht zu betrüben, zu dämpfen und zu belügen und zu betrügen. (Epheser 4, 30 und Apostelgeschichte 5, 3.) Die Bibel läßt also erkennen, dass der Heilige Geist eine sehr empfindsame Person des dreieinigen Gottes ist. Aber auch solche Bibelstellen, die aussagen, dass Jesus im Geist frohlockte, (Lukas 10.21) und dass es gerade der Heilige Geist ist, der uns in die Freude führt, uns Liebe vermittelt (Galater 5.22 und Römer 5,5) zeigen uns, dass er ein Wesen mit Gefühl, mit Empfindungen ist. Wir sehen, dass von der biblischen Aussage her der Heilige Geist auch in dieser Beziehung die Kriterien aufweist, die zu einer Person gehören.
Aus den biblischen Texten können wir auch entnehmen, dass der Heilige Geist einen Willen hat, da er selbständig handeln und entscheiden kann. Es ist gerade der Heilige Geist, der z.B. den Aposteln wehrt (Apostelgeschichte. 16. 6,7) oder sie andererseits anweist und auffordert, etwas zu tun:

... sprach der Heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, dazu ich sie berufen habe. (Apostelgeschichte 13, 2)

Auch die Tatsache, dass der Heilige Geist spricht, weist ihn als Person aus. Und in Johannes 3, 8 wird gesagt:

Der Wind bläst wo er will,

wobei der Wind als Symbol für den Heiligen Geist gilt. Noch manche andere Bibelstelle könnte zur Bestätigung dienen. Schließen wir diesen Gedanken mit der Taufformel ab, die Jesus geboten hat:

...und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. 
(Markus 28.19)

Wir sehen auch hier, dass der Heilige Geist als vollwertige, gleichberechtigte Person neben dem Vater und dem Sohn genannt wird. Damit steht nach der Aussage der Bibel der Heilige Geist als eine göttliche Person vor unseren Augen, wie es Gott der Vater und Jesus, der Sohn Gottes, ist. Dabei wollen und dürfen wir nicht vergessen zu betonen, dass trotz aller Eigenständigkeit in den Personen nur ein Gott ist !!

Andererseits sollte uns aber auch klar sein, dass wir nicht nur allgemein zu Gott eine Beziehung der Liebe haben sollten, sondern dass wir jeder Person Gottes unsere Liebe speziell entgegenbringen sollten. Um das klarer zu machen, wollen wir einige Merkmale der göttlichen Personen herausstellen, für die wir besonders zu danken haben, die uns zu Lob und Preis veranlassen und unsere Liebe begründen.

b)  Der Heilige Geist und seine Liebe zu uns

Wir lieben Gott, den Vater, weil wir wissen, dass seine väterliche Fürsorge und Zuneigung uns allezeit gewiss sind. Wir lieben ihn in besonderer Weise, weil uns bewußt ist, dass er sich unter unsagbaren Schmerzen seinen Sohn Jesus Christus vom Herzen gerissen hat, damit er unsere Erlösung am Kreuz vollbringen konnte.
Jesus bringen wir unsere ganze Liebe und Verehrung entgegen, weil er das Höchste für uns getan hat, was jemand für einen anderen tun kann: Er ist für uns gestorben!

Daraus folgert - und darum lieben wir ihn - dass wir wissen und erlebt haben, dass wir nur durch ihn wieder Zugang zum Vaterherzen und Versöhnung mit Gott haben. Wir lieben ihn, weil wir es mit Herz und Verstand erfass haben, dass er durch seinen Tod unsere Sünden hinweg genommen hat und uns dadurch ein vollkommen neues Leben in Zeit und Ewigkeit ermöglichte. Und natürlich lieben wir ihn auch eben deshalb, weil gerade er beim Vater für uns gebeten hat, dass er uns den Heiligen Geist sendet, was auch geschehen ist!

Haben wir auch in Bezug auf den Heiligen Geist solche persönlichen Gründe, die uns veranlassen, ihm Ehre und Anbetung darzubringen, ja ihn zu lieben? Es gibt viele Gründe, die das geradezu herausfordern, dass auch zu Gott, dem Heiligen Geist, eine Liebesbeziehung bestehen sollte. Wir wollen uns bewußt machen, dass der Heilige Geist ebenso Anteil hat am Erlösungswerk für uns Menschen, wie der Vater und der Sohn.

Nicht in der Weise, dass der Heilige Geist irgendetwas zur Erlösung hinzutun musste. Die Erlösung an sich hat Jesus allein am Kreuz in vollkommenerweise bewirkt. Aber wir müssen uns den Gedanken ins Gedächtnis rufen, dass der Entschluss, uns durch den Tod Jesu zu erlösen, ein Entschluss des dreieinigen Gottes war. Vater, Sohn und Heiliger Geist leben in vollkommener Liebe, in Freude und Friede und tiefster Glückseligkeit miteinander. Nie hat es in ihrem Zusammenleben Zank, Streit, Unglück oder nur Disharmonie oder Trennung gegeben. Sie sind eine solch vollkommene Einheit, dass in drei Wesen doch nur ein Gott ist.

Durch die Sünde der Menschen musste sie sich aber entschließen, diesen wunderbaren Zustand zu zerstören. Sie sahen sich genötigt, eine Person Gottes, Jesus, aus der himmlischen Herrlichkeit zu entlassen, sich von ihm zu trennen, auf die Erde in der Gestalt eines Menschen zu schicken und ihn für uns sterben zu lassen.

Zu diesem Entschluss musst auch der Heilige Geist ‘Ja’ sagen. Er musst seine ganz persönliche Entscheidung treffen, genau wie der Vater und Jesus selbst. Auch er musst sich Jesus vom Herzen reißen. Natürlich kann man sagen und annehmen, dass der schwerste Teil der Erlösung bei Jesus lag. Aber jeder, der schon einmal wirklich geliebt hat, seinen Ehepartner oder seine Kinder, der weiß, dass der Liebende lieber selbst ein Leid auf sich nimmt, als dass er das Objekt seiner Liebe, also z.B. sein Kind, leiden sieht. Haben wir schon einmal unter diesem Aspekt den Heiligen Geist gesehen? Als Jesus sein Wirken auf Erden begann, war er trotz der Aufgabe seiner himmlischen Herrlichkeit allezeit mit dem Heiligen Geist erfüllt. Aber am Kreuz von Golgatha gab es einen Moment, wo er ausrief:

"Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Matthäus 27. 46)

Wir sind es gewohnt, diesen Ausspruch nur aus der Sicht Jesu zu sehen. Das hat sicher seine Berechtigung. Aber versuchen wir doch auch einmal zu ergründen, was das für den Heiligen Geist bedeutet hat. Es ist seine Aufgabe, Kindern Gottes und ganz speziell dem Sohn Gottes, während des Erdenlebens in Not und Tod beizustehen. Er wird ausdrücklich der Beistand und Tröster genannt. In dieser Stunde aber, in der schwersten Stunde Jesu überhaupt, musst der Heilige Geist Jesus verlassen. Ich kann mir vorstellen, dass dies der schwerste Augenblick für den Heiligen Geist war, wie auch für den Vater. Zum ersten Male musste sie ihr göttliche Gemeinschaft aufgeben und Jesus alleine lassen. Was mag das für den Heiligen Geist bedeutet haben? Man kann es nur ahnen.

Wir wollen auch daran denken, dass all dieses Schreckliche, denen sich Vater, Sohn und Heiliger Geist aussetzen musste, nur um unsere Sünde willen nötig wurde! Das alles sind gute Gründe dafür, den Heiligen Geist zu ehren, ja zu lieben, weil er zu dem Erlösungswerk Jesu 'Ja' gesagt hat, obwohl es auch für ihn ein ganz persönliches Leiden bedeutete. Ein weiterer Grund besteht darin, dass erst durch das Wirken des Heiligen Geistes das Erlösungswerk Jesus für uns wirklich, begreiflich und bewußt wird. Ohne den Heiligen Geist hätten wir zwar auch die Zusicherung der vollkommenen Erlösung, und unsere Sündenschuld wäre durch Jesu Tod ebenso in vollkommener Weise getilgt, aber wir müsste das alles rein verstandesmäßig und nüchtern glauben. Erst durch den Heiligen Geist wird das wahr, was uns im Römerbrief zugesagt wird:

Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind

Das heißt doch, dass die Erlösungstat Jesu mit all ihren wunderbaren Folgen uns sowohl im Verstand als auch in unseren Sinnen, in unserem Herzen, in unserer ganzen Persönlichkeit eine tiefe, eben von Gott gewirkte Gewissheit wird, die uns niemand rauben kann und die bleibt, auch, und oft gerade auch, in schweren Stunden. Diese, durch den Heiligen Geist gewirkte Heilsgewissheit, läßt unseren Glauben an Jesus tief gegründet sein. Kann und sollte man da nicht aus ganzem Herzen sagen: "Danke, Heiliger Geist?"

Und ein anderer besonders wichtiger Punkt wäre noch zu erwähnen: Der Heilige Geist bewirkt unsere Wiedergeburt. Wie wichtig die Wiedergeburt ist, sagt uns ein Wort aus dem Johannes Evangelium 3,5, ein Wort, das Jesus selbst sagt:

Es sein denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

Das heißt doch, erst durch die Wiedergeburt werden wir 'himmelstauglich' gemacht. Denn in den Himmel können nur Menschen kommen, die ihr altes, irdisches Leben abgestreift haben. Das kann aber niemand von sich aus. In der Wiedergeburt aber werden wir 'eine neue Kreatur' also eine neue Schöpfung. Erst dieser neue Mensch kann in die Ewigkeit eingehen. Auch hier wieder, sollte wir nicht sagen:" Danke, Heiliger Geist"?
Da wir über das Wesen des Heiligen Geistes nachdenken, müssen wir versuchen zu ergründen, welche Wesenszüge, welche Charaktereigenschaften den Heiligen Geist auszeichnen.

Wenn wir einen Menschen lieben, lieben wir ihn in der Regel nicht nur um seiner äußeren Erscheinung willen, das kann leicht trügen und zu Enttäuschungen führen. Viel wichtiger ist es, dass wir über den Charakter einer Person informiert werden, weil, wenn wir ihn als wertvoll befinden, ein echtes Liebes- und Treueverhältnis entstehen kann, das allen Stürmen des Lebens trotzt und unabhängig von Situationen ist. Wenn wir über den Charakter des Heiligen Geistes sprechen, dann ist es selbstverständlich, dass wir davon ausgehen, dass bei allen drei Personen Gottes die natürlichen Eigenschaften, also die, welche ihre Gottheit grundsätzlich ausmachen, identisch sind.

So ist sowohl der Vater wie auch der Sohn und der Heilige Geist allmächtig, allweise und allwissend. Das gleiche gilt sicherlich auch von den moralischen Eigenschaften wie Liebe, Güte, Treue, Barmherzigkeit usw. Aber aus der Bibel können wir doch entnehmen, dass es bei den einzelnen Personen Gottes in Bezug auf ihre Offenbarung an uns Menschen hervorstechende Merkmale gibt, denen wir jetzt speziell beim Heiligen Geist nachspüren wollen.

c) Der Charakter des Heiligen Geistes

1.) Freiwillige Unterordnung.

Obwohl Vater, Sohn und Heiliger Geist grundsätzlich keine Kompetenzansprüche kennen, sondern in Liebe vollkommen vereint und gleichberechtigt sind, haben sie sich offensichtlich im Hinblick auf das Erlösungswerk für uns Menschen und überhaupt in Bezug auf die Menschheitsgeschichte entschlossen, als Einzelpersönlichkeiten unterschiedliche Haltungen gegenüber uns Menschen und voreinander einzunehmen, weil gerade dieses Verhalten notwendig und richtig ist, um das Bestmögliche für uns zu beschließen und zu erreichen. So hat sich der Heilige Geist in seinem Wirken an uns Menschen in vollkommener Weise Jesus untergeordnet. Er hat sich entschlossen, nichts aus sich selbst heraus zu tun, sondern nur das zu wirken und zu sein, was Jesus ihm gibt. (Johannes 16, 13 + 14)

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden... Derselbe wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.

Obwohl er aufgrund seiner eigenen unerschöpflichen Intelligenz und seines Wissens uns belehren könnte, wird er uns immer nur das in Erinnerung rufen, was Jesus bereits verkündet hat, so steht es auch Johannes 14. 26:

Aber... der Heilige Geist ... der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Seine Aufgabe ist es also, uns Bibelstellen zu erhellen, biblische Zusammenhänge aufzudecken und sie zu vertiefen und sie uns wirklich vom Sinne Gottes her aufzuschließen. So ist es zu erklären, dass das Wort Gottes für uns immer wieder ein unerschöpflicher Quell wird, der uns erfrischt. Und oft werden uns 'alte' Bibelstellen, die wir schon oft gelesen haben und die für uns ohne besondere Bedeutung geblieben sind, plötzlich aufgeschlossen.

In diesem Zusammenhang ist es sicher angebracht, noch auf eine eigentlich recht simple aber wichtige Tatsache hinzuweisen: Der Heilige Geist kann uns nur an das erinnern, was wir schon einmal gewusst, oder zumindest gehört oder gelesen haben. Allein aus diesem Grunde habe ich die Bibel mindestens einmal bewußt durchgelesen, einschließlich aller Geschlechtsregister. Und ich bin oft erstaunt, was der Heilige Geist in gewissen Situationen mir ins Gedächtnis ruft. Darüber hinaus sagt die Bibel, dass der Heilige Geist uns sogar noch neue Wahrheiten über Gott aufschließen wird, die Jesus zu seiner Lebenszeit auf Erden nicht einmal seinen Jünger mitteilen konnte:

Jesus spricht: Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. (Johannes. 16.12 + 13)

Ich persönlich glaube, dass Jesus hier schon an ‘sein Wort’, an die Heilige Schrift , an das Neue Testament gedacht hat und sie legitimiert, die ja erst viele Jahre später nach dieser Aussage entstand. Und das schon in diesen Worten die Zusage liegt, die gläubige Theologen immer wieder herausstellen, dass nämlich die Schriften des Neuen Testaments, die Evangelien und die Briefe sowie die Offenbarung, unter der Leitung des Heiligen Geistes entstanden sind, einschließlich der Kanonisierung, also der Bestimmung, welche Bücher letztlich als Wort Gottes zu gelten haben. Das ist gut zu wissen.

2.) Bescheidenheit und Selbstlosigkeit des Heiligen Geistes

Bereits in dem Vorangegangenen sind die wunderbaren Eigenschaften der Bescheidenheit und der Selbstlosigkeit des Heiligen Geistes ein Stück deutlich geworden. Sie werden noch einmal besonders betont in einem Ausspruch Jesu in Johannes 16, 13 + 14:

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird,... derselbe wird mich verherrlichen.

Dem Heiligen Geist geht es also wirklich nur darum, den Namen Jesu groß zu machen, unsere Liebe zu ihm zu erwecken oder zu verstärken. In manchen gläubigen Kreisen wird oft die Befürchtung geäußert, dass die Beschäftigung mit dem Heiligen Geist das Ansehen oder die Ehre Jesu schmälern könnte. Diese Ansicht ist völlig wirklichkeitsfremd und beleidigt im Grunde den Heiligen Geist. Genau das Gegenteil wird eintreten. Je mehr wir den Heiligen Geist in unserem Leben wirken, uns von ihm belehren und führen lassen, so wie Jesus es geboten hat, desto größer wird uns Jesus werden, denn nur der Heilige Geist ist wirklich in der Lage, Jesus zu verherrlichen und uns sein Wesen und seinen göttlichen Charakter und seine beispiellose Liebe aufzuschließen.

Die vollkommene Bescheidenheit und Selbstlosigkeit des Heiligen Geistes kommt noch in einer anderen Weise zum Ausdruck. Während uns die Bibel sehr häufig auffordert, Gott anzubeten (z.B. in den Psalmen) und es für uns selbstverständlich ist, dass man Jesus anbetet, wie es schon die Weisen aus dem Morgenland getan haben, gibt es meines Wissens keine Bibelstelle, die Anbetung auch für den Heiligen Geist fordert. Viele Christen haben daraus geschlossen, dass es nicht erlaubt sei, den Heiligen Geist anzubeten oder ihm Ehre und Lob darzubringen. Das kann aber nicht der Sinn des Fehlens einer solcher Aufforderung sein, da der Heilige Geist eine Person Gottes ist und Gott grundsätzlich anzubeten ist.

Außerdem müsst es dann auch ausdrücklich untersagt sein. Vielmehr kommt hier das erwähnte besondere Anliegen des Heiligen Geistes zum Ausdruck, allein Jesus zu verherrlichen. Er möchte das nicht dadurch schmälern, dass er für sich selbst Lob und Ehre in Anspruch nimmt. Sondern aller Ruhm und alle Anbetung soll ausschließlich Jesus und dem Vater gelten. Theologisch bestehen meines Erachtens aber keine Bedenken, den Heiligen Geist auch direkt anzubeten und ihm Lob und Dank zu bringen und ihm zu sagen, dass wir ihn lieben. Andererseits sollten wir aber sein wichtigstes Anliegen respektieren und über Jesus zu ihm beten. Ich glaube, dass es dem Heiligen Geist besonders wohlgefällig ist, wenn wir etwa so beten:

"Lieber Herr Jesus, ich danke dir für die wunderbare Gabe des Heiligen Geistes. Ich preise dich, dass du den Heiligen Geist gesandt hast und dass er in uns wirkt und unser Leben erneuert hat."

Wenn wir aber erst recht begreifen, wie wunderbar und edel das Wesen und die Charaktereigenschaften des Heiligen Geistes sind, wird nach und nach auch zu ihm eine Beziehung in Liebe erwachsen. Wenn man aber eine Person liebt, wird aus der Liebe heraus das richtige Empfinden entstehen, wodurch wir sie am besten ehren und erfreuen können. Das gleiche gilt auch für den Heiligen Geist.

3.) Demut des Heiligen Geistes

Als der Herr Jesus diese Erde verließ, sagte er zu seinen Jüngern:

Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei ewiglich, den Geist der Wahrheit. (Johannes 14. 16+17)

Jesus hat den Heiligen Geist gesandt, damit er, wie uns später die Apostel bestätigt haben, 'in uns wohnen' soll. Jesus wollte, dass sein Erlösungswerk uns nicht nur bewußt bleibt, sondern dass es in Kraft und Vollmacht gelebt werden sollte in einer Welt, die voller Versuchungen für seine Jünger ist. Darum sandte er die 'Kraft aus der Höhe'. Und wir sollten uns immer wieder mit Ehrfurcht und heiligem Staunen der Tatsache bewußt werden, dass der Heilige Geist dem Wunsch Jesu wirklich nachgekommen ist und in uns wohnt, ja uns sogar zu seinem Tempel macht.

Bei oberflächlicher Betrachtung, und wir neigen dazu, in geistlichen Dingen nicht tief genug nachzudenken, könnte man meinen, dass dies kein besonderer Entschluss für den Heiligen Geist gewesen sein müsste. Denn grundsätzlich soll er ja nur in von Jesu Erlösten, von Schuld und Sünden freigesprochenen Menschen wohnen, in Kindern Gottes. Aber es war Gott klar, und damit auch dem Heiligen Geist bewußt, dass auch der gläubige Mensch seinen freien Willen behält und jederzeit bestimmen kann, ob er einer neuen Versuchung widersteht oder nicht.

Als der Heilige Geist sich entschloss, uns zu erfüllen, ging er das Risiko ein, in Wesen zu wohnen. die neu mit Sünden behaftet sein könnten. Das heißt, dass er bereit sein musst, sich betrüben, beleidigen, und betrügen zu lassen, gedämpft und gedemütigt zu werden. Trotz dieses Risikos hat er sich, zweifelsfrei aus Liebe zu uns, entschlossen, diesen Schritt zu tun. Es kommt damit seine völlige Demut zum Ausdruck. Demut bedeutet von Wortsinn her, dass jemand gern mit unter ihm Stehenden, mit niedriger Gesinnten als er es ist, zusammen bleibt, obwohl er dies aufgrund seiner Stellung nicht brauchte und ihm dies nicht zuzumuten wäre. Demut bedeutet, gerade in solch einer Situation Geduld zu haben, 'darunter zu bleiben.'

Der Heilige Geist läßt manche Demütigungen über sich ergehen, damit wir weiterhin erfüllt sein können mit seiner Kraft und er uns mehr und mehr zu seinem Tempel umgestalten kann. Und da, wo wir seinem und dem Wesen Jesu zuwiderhandeln, führt er uns in die Buße, damit wir wieder rein von Sünden werden und er in uns wohnen bleiben kann. Wir wollen es noch einmal ganz klar sagen, dass der Heilige Geist solch eine Haltung nicht einnehmen muss. Er hat sie aber deshalb eingenommen, weil er weiß, dass dies die einzige Möglichkeit für uns ist, dass die Liebe zu Gott in uns wächst und wir nach und nach in das Bild Jesu hineingestaltet werden.

Eine Person, die soviel für uns aufwendet, so viele Nachteile auf sich nimmt um unsertwillen, nur um uns zu beglücken, kann nur eine Person sein, die uns herzlich liebt. Wenn aber eine wertvolle Persönlichkeit uns so liebt, müsst unser natürliches Empfinden uns gebieten, sie herzlich wiederzulieben. Und jemanden lieben heißt, alles daranzusetzen, um auch ihn zu beglücken und alles zu vermeiden, was ihn betrüben könnte. Und die größte Freude ist es für den Heiligen Geist, wenn wir in Jesu Geboten wandeln. Ein anderer Punkt ist hier noch zu erwähnen: Die vollkommene Demut und Selbstlosigkeit verbieten es ihm auch, sich selbst zu verteidigen oder zu rechtfertigen.

Während wir es bei Gott dem Vater durchaus finden, dass er auf Beleidigungen und Sünde gegen ihn mit Gerichtsandrohungen reagiert (z.B. in Maleachi 3. 5) und wir auch bei Jesus um Augenblicke wissen, wo er seinen Gegnern massiv entgegentritt, z.B. bei der Tempelreinigung oder bei seinen Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, verteidigt sich der Heilige Geist nicht. Dafür steht er unter dem besonderen Schutz des Vaters und des Sohnes, so dass es eine Verhalten gegenüber dem Geist Gottes gibt, eine Sünde, die nicht vergeben wird. (Markus 3, 5

4.) Empfindsamkeit des Heiligen Geistes

Den Heiligen Geist zeichnet eine ungewöhnliche Sensibilität uns gegenüber aus. Niemals vergewaltigt er uns in unseren Entscheidungen. Er reagiert auf die Empfindungen und Regungen unseres Herzen und auf alle unseren Verhaltensweisen Gott und Menschen gegenüber in großer Zurückhaltung und akzeptiert allezeit unseren freien Willen. Wo wir gegen den Willen Gottes handeln, erlaubt er sich in der Regel nur ein leises Mahnen und Erinnern. Da, wo wir nicht willig reagieren, zieht er sich demütig zurück.

Von daher tragen wir selbst eine große Verantwortung dafür, dass der Heilige Geist stets in der Fülle in uns bleibt, oder sich mehr und mehr zurückzieht. Diese vornehme Zurückhaltung, die Empfindsamkeit des Heiligen Geistes , die in der vollen Respektierung unseres freien Willens begründet ist, und in der Achtung unserer Persönlichkeit, darf nicht mit Empfindlichkeit verwechselt werden. Gerade weil wir Wesen mit Verstand und Einsichtsfähigkeit, mit logischen Denken und freien Willen sind, reagiert der Heilige Geist entsprechend, um unsere Selbstverantwortung, die den moralischen Wert einer Person ausmacht, nicht zu beeinträchtigen.

Aber gerade aufgrund dieser unserer vorgenannten Eigenschaften sind wir durchaus in der Lage, das Reden des Heiligen Geistes sofort zu verstehen, wenn wir den guten Willen dazu haben. Deshalb zieht sich der Heilige Geist nicht aus egoistischen Gründen zurück, etwa weil er persönlich beleidigt wäre wenn wir seinem Mahnen zuwider handeln, sondern weil wir dadurch das Ansehen Jesu schmälern. Und seine vornehmste Aufgabe ist es, so haben wir herausgestellt, Jesus zu verherrlichen, nicht nur allgemein, sondern speziell im Herzen derer, die sich Jesu Nachfolger nennen. Er will bei uns erreichen, dass Jesus wirklich die erste Stelle in unserem Herzen einnimmt. So garantiert uns gerade die Empfindsamkeit des Heiligen Geistes, dass wir selbst sehr sensibel für göttliche Korrektur werden können und damit das große Ziel Gottes in unserem Leben erreicht wird: Heilige Gottes zu werden.

5.) Die Heiligkeit des Heiligen Geistes

Es ist kein Zufall, dass der Heilige Geist im christlichen Sprachgebrauch in der Regel nicht einfach 'Geist' genannt wird, sondern eben 'Heiliger Geist'. Heiligsein bedeutet nach biblischem Verständnis: von etwas getrennt sein, im Sinne von : keine Gemeinschaft haben zu können mit dem, was dem innersten Wesen des Heiligen entgegensteht. In unserem Falle heißt das, dass der Heilige Geist nicht mit Personen zusammenleben kann, die Jesus und sein Heilswerk nicht voll anerkennen. Darum sagt die Bibel in Johannes 14, 17:

Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben,... den die Welt nicht kann empfangen.

Aber auch Menschen, die den Geist empfangen haben und die sich in der Folgezeit nicht dem Willen Jesu unterordnen, an Sünden bewußt und hartnäckig festhalten, riskieren, dass der Heilige Geist auf Dauer nicht bei ihnen wohnen kann und sich wieder von ihnen trennt. Einen entsprechenden Vorgang haben wir in der Bibel etwa bei Ananias und Saphira beschrieben. Aber das sollte niemanden, der guten Willens ist, Angst machen. Wenn wir grundsätzlich bereit sind, auf das Reden des Heiligen Geistes zu hören und danach zu handeln, wenn wir bei Versagen, sprich: neuen Sünden, die vergebende Kraft des Blutes Jesus in Anspruch nehmen, also Buße tun, wird die Fülle des Geistes Gottes in uns bleiben. Und dann kann der Prozess fortschreiten, von dem wir noch nicht reden konnten: dass der Heilige Geist in uns und durch uns seine Wirkungen offenbart, die da sind: Die Frucht des Geistes wie sie uns im Galater 5, Vers 22, beschrieben wird:

Liebe, Freude, Friede, Geduld Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.

Und die Gaben des Geistes, die Charismen, kann er in uns entfalten zum Nutzen der Gemeinde. Wobei nicht nur die Prophetie und das Sprachengebet zu nennen wären, sondern z.B. auch die Diakonie, die Leitungsaufgaben und die Lehre und manche andere. Und auch das kann dann wahr werden, was Jesus zugesagt und gewünscht hat, dass wir die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und seine Zeugen sind, bis an das Ende der Erde. Und nicht zuletzt kann dann das, wie ich meine, vornehmliche Anliegen des Heiligen Geistes Wirklichkeit werden, das immer schon zwischendurch angeklungen ist: Uns Stück für Stück hineinzugestalten in ein neues Menschenbild, so wie es der Apostel Paulus in
Epheser 4, Vers 15, schreibt:

Lasset uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.

Denn dadurch wird er, der Herr, am meisten verherrlicht, dass man an uns, seinen Jüngern, erkennt, wie er, Christus, ist. Wenn wir die Wichtigkeit dieser Aussagen begriffen haben, wie wunderbar und liebenswürdig der Heilige Geist ist, und wie wichtig seine Wirkungen für uns persönlich und die Gemeinde sind, dann wird ein neues Sehnen nach der Fülle des Heiligen Geistes in uns wach werden, weil wir spüren, wir brauchen sie. Und er, der Vater, wird uns den Geist immer wieder neu geben, hat er es doch in Jesus zugesagt:

...wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten. (Lukas 11. 13)

Dass diese Bitte ein stetes Anliegen in unseren Gebeten bleibt, ist mein Wunsch für mich und für uns alle.

Amen

Predigt von Robert Nowak, www.nowakpredigtbuch.de

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